Alle zwei Jahre ehrt die Landeshauptstadt Düsseldorf mit dem Bernd-und-Hilla-Becher-Preis Persönlichkeiten, die einen wichtigen Beitrag zum zeitgenössischen Diskus in der Kunst durch ihre Arbeit im Kontext der Fotografie geleistet haben. Der Preis wird auf Vorschlag einer unabhängigen internationalen Fachjury durch den Oberbürgermeister vergeben.
Der Bernd-und-Hilla-Becher-Preis 2022 geht an Carrie Mae Weems und Hannah Darabi
Die Künstlerinnen Carrie Mae Weems und Hannah Darabi werden mit dem Bernd und Hilla Becher-Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf ausgezeichnet. Die Preisträgerinnen des Bernd-und-Hilla-Becher-Preises wurden im September 2022 von einer international besetzen Jury gewählt. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: "Ich gratuliere Carrie Mae Weems und Hannah Darabi herzlich zur Auszeichnung mit dem Bernd-und-Hilla-Becher-Preis. Durch ihre Arbeit haben sich beide Preisträgerinnen besonders um die Fotografie verdient gemacht. Neben der Förderung der Künstlerinnen verdeutlicht die Vergabe des Preises zudem den hohen Stellenwert, den die Fotokunst in Düsseldorf seit Jahrzehnten innehat."
Am 19. Mai 2023 wird der Hauptpreis an Carrie Mae Weems und der Förderpreis an Hannah Darabi verliehen. In ihrer Arbeit setzen sie sich mit gegenwärtig gesellschaftlich diskutierten Fragen von Migration, Macht, Gender und Aneignung auseinander.
Der Bernd-und-Hilla-Becher-Preis
In Andenken an das international renommierte Düsseldorfer Fotografen-Ehepaar Bernd und Hilla Becher wird der Fotokunstpreis der Landeshauptstadt Düsseldorf an Persönlichkeiten verliehen, die sich in der Fotografie besonders hervorgetan haben. Bernd und Hilla Becher (geboren 20. August 1931, verstorben 22. Juni 2007/geboren 2. September 1934, verstorben 10. Oktober 2015) haben die deutschlandweit erste Klasse für künstlerische Fotografie an der Kunstakademie Düsseldorf im Jahr 1976 gegründet und in mehr als 60 Jahren ein einzigartiges künstlerischfotografisches Werk entwickelt. Der Haupt- und Förderpreis werden alle zwei Jahre von der Landeshauptstadt Düsseldorf auf Vorschlag einer unabhängigen international besetzten Fachjury durch den Oberbürgermeister verliehen. Der Hauptpreis ist mit 15.000 Euro dotiert und richtet sich an Künstlerinnen und Künstler, Theoretikerinnen und Theoretiker, Kuratorinnen und Kuratoren, die sich um die Fotografie sowie angrenzende Bereiche wie Film, Video und andere bildgenerierende Medien im Bereich der Kunst verdient gemacht haben. Der Förderpreis ist dotiert mit 5.000 Euro und richtet sich an Künstlerinnen und Künstler, die sich schwerpunktmäßig mit Fotografie, Bildmedien und Medienkunst auseinandersetzen. Der Bernd und Hilla Becher-Preis wird in diesem Jahr zum zweiten Mal vergeben. Den Hauptpreis erhielt im Jahr 2020 die Fotokünstlerin Evelyn Richter und den Förderpreis Fotokünstler Theo Simpson.
Carrie Mae Weems wurde 1953 in Portland / USA geboren. Die Künstlerin zählt in den USA zu den wichtigsten und einflussreichsten zeitgenössischen Künstlerinnen. Soziale Gerechtigkeit, Identität, Geschichte und Politik sind zentrale Themen ihrer Arbeit, die sich über vier Jahrzehnte erstrecken. Carrie Mae Weems hinterfragt seit ihrem frühen Werk Kitchen Table (1990) dominante Narrative, die von Institutionen, Wissenschaft, Kunst, Architektur, Fotografie und Massenmedien erschaffen und verbreitet werden. In der Jurybegründung heißt es unter anderem: (Auszug) „Die Jury war überzeugt von Carrie Mae Weems’ langjährigem Werk, das über Fotografie, Film, Performance und Installation Fragestellungen an gesellschaftliche Konstrukte von race, gender und Klasse unter Einbeziehung von zeitgenössischer Musik und Mode verhandelt.“
Hannah Darabi wurde 1981 in Teheran / Iran geboren. Die Künstlerin studierte an der Hochschule der Schönen Künste in Teheran und anschließend an der Universität Paris VIII-Saint-Denis. Obwohl sie heute in Paris lebt, bleibt ihr Herkunftsland das Hauptthema der meisten ihrer Fotoserien, in denen ihre Fotografien mit anderen Materialien wie Texten, Archivbildern und Objekten interagieren, um die spezifische politische Situation und die wirtschaftlichen Bedingungen in ihrem Land zu zeigen. Unter den verschiedenen Ausdrucksformen, die sie erforscht, nehmen die Künstler*innenbücher einen besonderen Platz ein. In der Jurybegründung heißt es unter anderem: (Auszug) „Die Jury möchte mit dieser Auszeichnung eine künstlerische Haltung fördern, die mit den Mitteln der Fotografie die kulturellen Grenzgänge zwischen dem Orient und dem Okzident beleuchtet. Hannah Darabis Arbeiten zu den Fotobüchern der iranischen Revolution (1979 – 1983) und der persischen Diaspora in Los Angeles setzen wichtige Impulse für dokumentarische Arbeiten der Zukunft.“
Fachjury für den Bernd-und-Hilla-Becher-Preis 2022
Der Jury 2022 gehören neben dem Oberbürgermeister, der Beigeordneten für Kultur und Integration und Vertretern der Politik und Verwaltung folgende Fachjuroren an: Dr. Felix Krämer, Generaldirektor Kunstpalast, Alona Pardo, Kuratorin Barbican Centre London, Florian Ebner, Kurator Centre Georges Pompidou Paris, und Prof. Ricarda Roggan, Künstlerin und Prof. für Fotografie ABK Stuttgart.
Bernd-und-Hilla-Becher-Preisträger*innen
2022 Hauptpreis Carrie Mae Weems Förderpreis Hannah Darabi
2020 Hauptpreis Evelyn Richter Förderpreis Theo Simpson
Bernd-und-Hilla-Becher-Preis-Woche 15. bis 20. Mai 2023
Abb. Bernd-und-Hilla-Becher-Preis-Woche Logo
Bernd-und-Hilla-Becher-Preis-Woche 15. bis 20. Mai 2023
Um die künstlerischen Positionen der Preisträger*innen zu vermitteln, hat das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf eine „Bernd-und-Hilla-Becher-Preis-Woche“ mit Ausstellungen, Filmscreenings, Buchpräsentationen und audiovisuellen Vorträgen organisiert.
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.
Programm:
Montag, 15. Mai 2023, 18 Uhr Black Box Kino im Filmmuseum, Schulstraße 4, Düsseldorf Filmscreenings Eastwood von Alireza Rasoulinejad 2021, Iran, 71 Min., Farsi, OmeU kuratiert von Hannah Darabi Ein iranischer Don Quijote auf der Suche nach Clint Eastwood in einer witzigen und warmherzigen Satire auf die kulturelle Dominanz Hollywoods - auch in der Islamischen Republik Iran. Trailer / Filmmuseum - Black Box
Carrie Mae Weems, "Coming Up for Air (still)" (2003-04). ", Courtesy of Carrie Mae Weems and Jack Shainman Gallery, New York
Montag, 15. Mai 2023, 20 Uhr Black Box Kino im Filmmuseum, Schulstraße 4, Düsseldorf Filme von Carrie Mae Weems In ihren filmischen Arbeiten beschäftigt sich Weems mit der Geschichte der Gewalt gegen People of Color, Frauen und sozial Benachteiligte. Sie befragt die dominanten historischen Narrative von Institutionen und Systemen für Bildung, Wissenschaft, Kunst, Architektur, die auch durch Denkmäler, Fotografien und anderen Massenmedien erzeugt und reproduziert werden. Durch die Aneignung dieser Erzählungen legt sie die darin ungehörten und ungesehenen Geschichten marginalisierter Gruppen frei.
Leave! Leave Now!, 2022, digital video installation with mixed media, 25’.Leave! Leave Now! (2022) ist eine neue Video Arbeit von Carrie Mae Weems. Das erzählerische, kraftvolle Werk ist einem alten Theater nachempfunden in dem die Künstlerin und ihre Schwester die Geschichte ihres Großvaters Frank erzählen, der Mitglied der Southern Tenant Farmers' Union war und Land in Arkansas bearbeitete. Nachdem er von rassistischen Gewerkschaftern angegriffen und fast zu Tode geprügelt worden war, floh er zu Fuß nach Chicago. Rote Samtvorhänge bilden den Rahmen und lassen die Gewalt hinter dieser Geschichte erahnen.
People Of a Darker Hue (Menschen einer dunkleren Hautfarbe), 2016, 14:52’. In mehreren Foto- und Videoarbeiten beschäftigt sich Weems mit der jüngeren strukturellen Polizeigewalt gegen Afroamerikaner*innen, die in den USA 2013 die Bewegung Black Lives Matter hervorbrachte. In dem Video People Of a Darker Hue, das auf der Performance Grace Notes: Reflections for Now basiert, werden Motive der Flucht, Trauerarbeit, des Gedenkens und Protestes zu einem poetischen Manifest wider das Vergessen verwoben.
Make Someone Happy (Jemanden glücklich machen), 2018, 2’. Der Narr taucht wieder auf. Make Someone Happy zeigt einen Schatten von Weems' früheren fotografischen Arbeiten, wie in If I Ruled the World (2004). Diesmal ist der Clown mit gefundenem Filmmaterial, einer Prozession junger Männer in Kapuzenpullovern und einer Siegesszene, in der Carrie Mae Weems selbst fast als Braut verkleidet erscheint, durchsetzt.
Mit freundlicher Unterstützung durch die Galerie Barbara Thumm.
Dienstag, 16. Mai 2023, 17 Uhr Black Box Kino im Filmmuseum, Schulstraße 4, Düsseldorf Chess of the Wind von Mohammad Reza Aslani 1976, Iran, 100 Min., Farsi, OmeU, kuratiert von Hannah Darabi Im Teheran der 1920er Jahre entfaltet sich ein mysteriöser Mordfall, der sich in einem prächtigen Herrenhaus abspielt. Ein Geflecht aus Gier, Gewalt und Verrat umgarnt die Erben eines Familienvermögens, die um die Kontrolle über den Nachlass ihrer kürzlich verstorbenen Matriarchin wetteifern. Restauriert von der Cineteca di Bologna, L'Immagine Ritrovata und der World Cinema Project Stiftung. Finanziert von der Hobson/Lucas Family Foundation, in Zusammenarbeit mit Mohammad Reza Aslani. Trailer / Filmmuseum - Black Box
Mittwoch, 17. Mai 2023, 18 Uhr Zentralbibliothek Düsseldorf, KAP 1, Konrad-Adenauer-Platz 1, Düsseldorf Fotobuchpräsentation ANT!FOTO präsentieren in der Reihe Fotografie in Büchern: Hannah Darabi In dieser neuen Gesprächs-Reihe geben die Düsseldorfer Fotograf*innen Katja Stuke und Oliver Sieber (ANT!FOTO) einen Einblick in das Thema, berichten von ihrem eigenen künstlerischen Zugang zum Fotobuch und laden Künstler*innen, Expert*innen und Verlage ein, über das Thema zu sprechen. Am 17. Mai ab 18 Uhr werden Stuke / Sieber im Gespräch mit Hannah Darabi die Fotografie- und Buch-Projekte der Künstlerin vorstellen und über deren künstlerische Arbeiten sowie über Darabis Band Enghelab Street sprechen. Rue Enghelab, Straße der Revolution, liegt im Zentrum von Teheran und ist eine Hauptader des kulturellen Lebens mit vielen Buchläden. Der Band zeigt Foto- und Propagandabücher, die die iranische Künstlerin Hannah Darabi dort gesammelt hat. Anhand von Drucksachen, die von 1979 bis 1983 veröffentlicht wurden – der kurzen Zeitspanne nach dem Ende des Schah-Regimes, als die islamische Regierung in den Anfängen war und Meinungsfreiheit herrschte – führt ins Zentrum einer künstlerisch und kulturell intensiven Periode der iranischen Geschichte. 2019 war diesbezüglich eine Ausstellung bei Le Bal in Paris zu sehen. Details
Donnerstag, 18. Mai 2023. 20 Uhr Salon des Amateurs, Grabbeplatz 4, Düsseldorf Audiovisueller Vortrag Persian Square via Post California Während die iranische Künstlerin Hannah Darabi an dem Buchprojekt Soleil of Persian Square arbeitet, trifft sie den französischen Komponisten Aurelien Delamour alias Post California. Darabi stellt Delamour die iranische Popmusik vor, die außerhalb der iranischen Gemeinschaft wenig bekannt ist und die sie seit langem liebt und gleichzeitig hasst. Aurelien Delamour beginnt damit, die Codes dieser Musik zu dekonstruieren und zu verwischen. Ein Kassettenband mit dem gleichen Titel wie das Buch ist das Ergebnis dieser Konversation. Im Salon des Amateurs ist das Publikum eingeladen, die Geschichte der Zusammenarbeit und hybriden Musik, in der verschiedene Kulturen aufeinandertreffen, zu entdecken. Anschließend folgt eine Live-Performance von Post California. SALON DES AMATEURS
Freitag, 19. Mai 2023, 11-13 Uhr Besuch in der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur, Im Mediapark 7, Köln Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur in Köln lädt in ihre aktuelle Ausstellung mit Fotografien der amerikanischen Künstlerin Lucinda Devlin sowie in den Studienraum der Institution ein. Dort werden ausgewählte Werke und Dokumente aus dem Bernd und Hilla Becher Archiv vorgelegt ebenso wie weitere exquisite Arbeiten aus der Sammlung. Wir bieten einen kostenfreien Shuttle-Service an. Hinfahrt ist um 10 Uhr von der Kunstakademie Düsseldorf. Rückfahrt aus Köln ist um 13 Uhr. Die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt, daher wird um Anmeldung bis zum 18.05.2023, unter der E-Mail-Adresse fotografie@duesseldorf.de gebeten. DIE PHOTOGRAPHISCHE SAMMLUNG
Still aus „Blood Is Not Fresh Water“ von Theo Eshetu
Samstag, 20. Mai 2023, 14 Uhr Black Box Kino im Filmmuseum, Schulstraße 4, Düsseldorf Filmscreening Blood Is Not Fresh Water von Theo Eshetu 1997, Äthiopien / Italien / UK, 57 Min., Englisch / Amharisch / Italienisch, OmeU kuratiert von Carrie Mae Weems Blood Is Not Fresh Water ist die Dokumentation einer leidenschaftlichen Reise in Äthiopien, dem Herkunftsland des Regisseurs. Anhand eines Porträts des Großvaters des Filmemachers, Ato Tekle-sadik Mekuria, Äthiopiens bekanntestem Historiker, versucht die Geschichte, eurozentrische Vorstellungen von Äthiopien zu umgehen, indem sie Ideen über den Ursprung Äthiopiens und die Natur der Identität erkundet. Die Geschichte geht immer weiter zurück in der Zeit, von der Gegenwart bis zur kolonialen Vergangenheit Äthiopiens, vom Ursprungsmythos bis zur paläoanthropologischen Entdeckung von Lucy, dem ersten menschlichen Wesen. All dies geschieht mit einem leichtherzigen und humorvollen Ansatz, der sowohl sympathisch als auch mitfühlend ist und die ernsteren Probleme des heutigen Äthiopiens in seinem unerwartet reichen kulturellen Kontext sieht. Filmmuseum - Black Box
Galerie Eiskellerberg, Düsseldorf
Samstag, 20. Mai 2023 – Sonntag, 28. Mai 2023 Galerie, Eiskellerberg 1-3, Düsseldorf Ausstellung Carrie Mae Weems und Hannah Darabi
In den neuen Galerieräumen Eiskellerberg der Landeshauptstadt Düsseldorf sind Arbeiten der Preisträgerinnen Carrie Mae Weems und Hannah Darabi zu sehen.