Geschichte: 1288 – 1969
Ein fester Platz an Rhein und Düssel
Im Mittelalter bilden sich am Niederrhein größere Gebietsherrschaften heraus. Immer wieder kommt es zu Konfrontationen zwischen dem Kölner Erzbischof, der in dieser Region zugleich größter Territorialherr ist, und aufstrebenden weltlichen Herrschern - wie den Grafen von Berg. Am 5. Juni 1288 treffen sich zwei Heere auf der Worringer Heide zwischen Köln und Düsseldorf zu einem Waffengang. Die Schlacht gilt als eine der blutigsten des Mittelalters. Es siegen die Gegner des Erzbischofs, darunter Graf Adolf von Berg. Graf Adolf nutzt die Niederlage des Erzbischofs und erhebt eine kleine Siedlung an der Düsselmündung zur Stadt. Es ist der 14. August 1288.
Dieses Dusseldorp, wie die Siedlung in frühesten Quellen genannt wird, ist zunächst ein bescheidenes Fischerdorf. Rechtsrheinisch gelegen, soll die Stadt ein Gegengewicht zu den Expansionsbestrebungen des Erzbischofs auf der linken Rheinseite sein. Der Ort wird nachfolgend durch Wassergräben und Aufschüttungen gesichert. Um 1350 umfasst ein erster Mauerring das rund vier Hektar große Stadtgebiet. An der Düsselmündung entsteht in dieser Zeit eine Burg der Grafen von Berg, die dann im 15. Jahrhundert zu einem mächtigen Schloss ausgebaut wird.
Die bergische Haupt- und Residenzstadt
1380 wird die Grafschaft Berg Herzogtum. Der erste Herzog, Wilhelm II. von Berg, lässt Düsseldorf großzügig erweitern. Er gilt daher auch als zweiter Gründer der Stadt. Die Stadt ist mit rund 1.800 Einwohnern die größte im neuen Herzogtum Berg.
Etwa seit dem Jahr 1550 verfestigt sich die Position Düsseldorfs als Haupt- und Residenzstadt der vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg. In dieser Zeit wird die Burg zu einer Schlossanlage im Renaissancestil ausgebaut. Auch die Stadtbefestigung wird nochmals verstärkt.
Der Rang einer Hauptstadt manifestiert sich auch in wirtschaftlicher Hinsicht: Der Rhein vor den Toren ist der wichtigste Handels- und Transportweg seiner Zeit. Güter von den Niederlanden bis zu den Alpen werden auf ihm bewegt. Als Umschlagplatz für Waren in die bergischen Besitztümer entsteht um 1570 ein erster Hafen nahe der Zitadelle.
1573 wird in unmittelbarer Nähe zur Schlossanlage ein neues Rathaus errichtet. Der aus der Zeit zwischen Spätgotik und Renaissance stammende Bau löst das Rathaus in der Ratinger Straße 6 ab. Rund 150 Jahre später wird das Gebäude geringfügig im Barockstil umgestaltet und zeigt seitdem im Wesentlichen die heute bekannte Ansicht.
Düsseldorfs Stadtoberhäupter sind über die Jahrhunderte hinweg einflussreiche Persönlichkeiten. Nahezu lückenlos lassen sich ihre Amtszeiten seit 1303 historisch belegen.
Barocke Herrscher mehren Düsseldorfs Glanz
Mit dem Tod des letzten Fürsten aus dem klevischen Herzogshaus im Jahr 1609 kündigt sich eine Aufteilung der bedeutenden Ländermasse am Niederrhein an. Letztlich übernehmen die Pfalzgrafen von Pfalz-Neuburg den jülich-bergischen Landesteil und bauen Düsseldorf zu einer bedeutenden Residenz in dieser Region aus.
Vor allem der später volkstümlich Jan Wellem genannte Herzog Johann Wilhelm von Jülich-Berg (1658 - 1716) - seit 1690 auch Kurfürst von der Pfalz - prägt die Stadt und ihren Ruf nachhaltig. Mit seiner zweiten Ehefrau Anna Maria Luisa aus dem Haus der Medici hält er in Düsseldorf glänzend Hof und fördert die Künste: Er lässt das erste Opernhaus errichten und trägt eine höchst qualitätsvolle Gemäldesammlung zusammen.
Kurfürst Carl Theodor (1724 - 1799), einer seiner Nachfolger, residiert zwar nie auf Dauer in Düsseldorf, ihm ist jedoch ein neuer Stadtteil - die sogenannte Carlstadt - zu verdanken. Mit Schloss Benrath im Süden der Stadt (erbaut 1756 - 1768) hinterlässt Carl Theodor Düsseldorf ein architektonisches Meisterwerk des späten Rokoko.
Düsseldorf wird grün und preußisch
Das Schleifen der Mauern, Bastionen und Wälle 1801 befreit die Stadt aus dem Korsett der militärischen Anlagen. Denn diese Bedingung der französischen Revolutionstruppen für ihren Abzug nach dem Frieden von Lunéville war für Düsseldorfs weitere Stadtentwicklung ein Glücksfall.
Ab 1802 verwandeln der Baumeister Caspar Anton Huschberger und der Gartenarchitekt Maximilian Friedrich Weyhe den ehemals östlichen Verteidigungsbereich der Stadt in die heutige Königsallee. Weyhe nimmt sich ein wenig später jenes Areal vor, das heute als Hofgarten die grüne Lunge der Stadt ist.
Gemeinsam mit der prominenten Flaniermeile sowie den Parkanlagen mit Kaiserteich und Schwanenspiegel entsteht ein Grüngürtel um die Altstadt, um den Düsseldorf von vielen anderen Großstädten zu Recht beneidet wird.
Unter Napoleon I. entsteht das Großherzogtum Berg mit Düsseldorf als Hauptstadt. Anlässlich seines mehrtägigen Stadtbesuchs im November 1811 wird dem in Schloss Jägerhof residierenden Kaiser ein hölzerner Ehrenbogen errichtet.
Nach der Napoleonzeit fällt das Rheinland - und damit Düsseldorf - als Folge des Wiener Kongresses 1815 an Preußen. Aber recht warm wird man mit dem neuen Landesherrn im fernen Berlin nicht. Dies zeigt sich auch 1848, als der preußische König Friedrich Wilhelm IV. inmitten der Revolutionswirren nach Düsseldorf reist. Auf der Kastanienallee wird er - so der Volksmund - mit Pferdeäpfeln beworfen, weshalb er die Stadt nie mehr besucht. Als Zeichen der Entschuldigung für die gezeigte Respektlosigkeit benennt der Magistrat diese besonders schöne Straße in Königsallee um.
Expansion für Industrie, Handel und Verkehr
Seiner Befestigungsanlagen entledigt, kann sich Düsseldorf ausdehnen. Ein großer Standortvorteil - gerade gegenüber der Festungsstadt Köln. Denn so finden aufstrebende Wirtschafts- und Handelsunternehmen während der Industrialisierung ab etwa 1850 vor den ehemaligen Stadttoren Düsseldorfs ausreichend Flächen zur Expansion. Auf ihnen werden ausgedehnte Werksanlagen errichtet, ein erster Eisenbahnanschluss gelegt und - entlang des Rheinstroms - neue Hafenanlagen gebaut.
Zwischen 1880 und 1920 wächst die Stadt besonders rasant und damit einhergehend der Ausbau der Infrastruktur: Der erste Hauptbahnhof wird am heutigen Standort ab 1885 angelegt und endlich 1898 auch eine feste Brückenverbindung zum Oberkasseler Rheinufer geschlagen.
Außerdem wählen große, im benachbarten Ruhrgebiet produzierende Unternehmen die Stadt zu ihrer Konzernzentrale und verhelfen Düsseldorf zum Beinamen "Schreibtisch des Ruhrgebiets". Ihre zunehmende Bedeutung schlägt sich auch im Sitz der Bezirksregierung sowie des Provinziallandtags der Rheinlande nieder. Düsseldorf wird damit zu einem Verwaltungszentrum. Diese traditionelle administrative Funktion wird der Stadt nach 1945 schließlich zum Vorteil gereichen.
Düsseldorf wächst und dehnt sich aus
Zwischen 1880 und 1900 verdoppelt sich die Einwohnerzahl Düsseldorfs auf 200.000 Menschen - auch durch Zuwanderung aus dem In- und Ausland. Zahlreiche benachbarte Orte und kleinere Städte - darunter Benrath, Gerresheim und Kaiserswerth sowie das linksrheinische Heerdt mit Oberkassel - waren faktisch zu Vororten Düsseldorfs geworden. Eine Eingemeindung drängte sich somit förmlich auf. 1908/09 und nochmals 1929 dehnt sich die Stadt ins Umland aus; ihre Fläche verdreifacht sich. Rund 100.000 Neudüsseldorfer kommen so hinzu, 1929 zählt man insgesamt 477.000 Einwohner. 1975 wird dann noch eine dritte Eingemeindung folgen.
Städteplanerisch bereitet man sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts sogar darauf vor, Millionenstadt zu werden. Dazu kommt es nicht, aber nichtsdestotrotz präsentiert sich großstädtisches Leben: Oper, Schauspiel, Varieté, Privattheater, Museen, Kunstgalerien und weitere kulturelle Angebote machen die Stadt zu einem pulsierenden, lohnenswerten Ausflugs- und Vergnügungsziel.
Hand in Hand mit dem wirtschaftlichen Aufstieg erblüht die Stadt auch im künstlerischen und architektonischen Bereich. Beispiele sind das Kaufhaus Tietz (heute "Kaufhof") von Joseph Maria Olbrich (1907-09), eine Ikone der Jugendstilarchitektur, Peter Behrens' Mannesmann-Haus (1911-12), eine Dominante der Rheinfront, und das Wilhelm-Marx-Haus (1922-24), eines der ersten Hochhäuser im Deutschen Reich.
Mit der Künstlervereinigung "Das Junge Rheinland" bricht sich nach 1919 der Expressionismus auch im Rheinland weiter Bahn. Zudem kann sich Düsseldorf vor und nach dem Ersten Weltkrieg als eine der wichtigsten Messestädte im Westen des Landes etablieren.
Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg
Während des Nationalsozialismus ist auch Düsseldorf eine Stadt der Ausgrenzung und Verfolgung. Die Gestapostelle Düsseldorfs ist nach Berlin die zweitgrößte im damaligen Reich. Jüdische Mitbürger werden entrechtet, ins Exil getrieben, deportiert und ermordet. Von der vor 1933 etwa 5.500 Menschen zählenden jüdischen Gemeinde leben 1945 nur noch knapp 60 in Düsseldorf. Die Verfolgung weiterer Bevölkerungsgruppen aus rassistischen, religiösen, politischen und anderen Gründen fordert ebenfalls zahlreiche Opfer.
Am 17. April 1945 geht der Krieg in Düsseldorf zu Ende, weil es einer kleinen Gruppe Widerständlern gelingt, den amerikanischen Truppen die Stadt kampflos zu übergeben. Ihre Bestrebungen werden am Vorabend verraten und einige Mitglieder dieser sogenannten "Aktion Rheinland" daraufhin wegen Hochverrats ermordet. Ihr Verdienst ist es, die bevorstehende Bombardierung und damit breite Zerstörung der Stadt erfolgreich abgewendet zu haben.
Die Stadt ist bei Kriegsende ein Trümmerfeld. Zehn Millionen Kubikmeter Schutt liegen in der Stadt, viele Gebäude sind restlos zerstört. Evakuierte Düsseldorfer kehren zurück und viele Flüchtlinge drängen zusätzlich in die Stadt. Die Not ist groß, dennoch beginnt der Wiederaufbau.
Neubeginn und Wandel: Zur Landeshaupstadt berufen
Aufgrund der in Jahrhunderten gewachsenen Verwaltungsfunktion und der vorhandenen Gebäude bietet sich Düsseldorf - obwohl stark zerstört - für die britische Schutzmacht als politischer Verwaltungssitz an.
Am 21. Juni 1945 wird Düsseldorf Teil der britischen Besatzungszone. Ein Jahr später entsteht aus dem nördlichen Teil der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen das neue Bundesland Nordrhein-Westfalen. Der ehemalige Freistaat Lippe kommt später hinzu.
Die Operation Marriage mit dem Satz "Its capital will be Dusseldorf" wird am 1. August 1946 auf den Weg gebracht und am 23. August 1946 mit einer Verordnung förmlich vollzogen. Düsseldorf wird in den kommenden Jahrzehnten das Herz des "Rheinischen Kapitalismus" der jungen Bundesrepublik Deutschland. Städtebaulich wird im Rahmen eines Neuordnungsplanes zunächst die Verkehrsplanung in den Blick genommen, zahlreiche Straßen erfahren eine Verbreiterung, andere werden völlig neu erschaffen, allen voran die Berliner Allee.
Schon bald entstehen innovative Bauten wie zum Beispiel das "Dreischeibenhaus" (1957-60) und das Schauspielhaus (1965-69) gegenüber. Später folgen der Landtag unmittelbar am Rheinufer und das "Stadttor" mit Sitz der Staatskanzlei. Auch Unternehmen und Verbände, Politik, Verwaltung und Kultur wollen mit repräsentativen Gebäuden in der Landeshauptstadt vertreten sein.