Himmelgeister Kastanie

Himmelgeister Kastanie

Die Himmelgeister Kastanie war eine mächtige, auf 150 bis 200 Jahre geschätzte Rosskastanie im Himmelgeister Rheinbogen, die wegen ihrer Einzigartigkeit und Schönheit als Naturdenkmal ausgewiesen wurde und vielen Düsseldorferinnen und Düsseldorfern am Herzen lag. Eigentümer des Baumes war die Arenberg-Schleiden GmbH; die Verkehrssicherung und Pflege trug, aufgrund der behördlichen Ausweisung als Naturdenkmal, die Stadt Düsseldorf.

Die Himmelgeister Kastanie war eine prächtige, in freier Flur des Himmelgeister Rheinbogens stehende Rosskastanie. Ihre charakterische ausladene Baumkrone präsentierte sich dem Betrachter schon von weitem. Der mächtige Stamm teilte sich bereits in wenigen Metern Höhe in mehrere starke Seitenarme, die von Frühjahr bis Herbst mit einem dichten Blattwerk bedeckt waren. Als Baum mit einer eigenen Postadresse bewies die Kastanie eindrucksvoll ihre innige Beziehung zu einer großen Fangemeinde.

Im Jahr 2006 wurde erstmalig die Pilzkrankheit Phytophtora an der Kastanie diagnostiziert, deren Vitalitätszustand sich in den Folgejahren kontinuierlich verschlechtert hat.

2006 gründete sich auch der Freundeskreis Himmelgeister Kastanie, der sich seitdem als Interessenvertretung zum Schutz des Baumes verstand und dem Baum über die Jahre hinweg zu überregionaler Bekanntheit verholfen hat. Mit Blick auf die Zukunft wurde 2007 in Zusammenarbeit zwischen dem Freundeskreis, der Stadt Düsseldorf und dem Eigentümer Arenberg bereits eine junge Kastanie in unmittelbarer Nähe der vorhandenen Kastanie nachgepflanzt.

Aufgrund des fortschreitenden Krankheitsbildes wurde die alte Kastanie 2013 im Auftrag der Stadt durch den deutschlandweit renommierten Baumsachverständigen Dr. Lothar Wessoly begutachtet und anschließend umfangreich behandelt. Neben einer Vitalitätskur des Wurzelbereiches mit Mykorrhiza-Pilzkulturen wurden auch Sicherheitsvorkehrungen in der Baumkrone (Kronenverseilung und Totholzentnahme) getroffen, damit es nicht zu Unfällen kommen kann.

Das abgestorbene Totholz wurde behutsam durch Baumkletterer aus der Krone entfernt, damit niemand durch herabfallende Äste verletzt werden kann. Baumkletterer kommen immer dann zum Einsatz wenn Bäume an brenzligen Orten stehen und gepflegt werden müssen oder wie in diesem Fall, der Baum möglichst schonend bearbeitet werden soll. Im Anschluss an den Pflegeschnitt wurden die tonnenschweren, weit ausladenden Hauptäste der Kastanie mit hochbelastbaren Kunststoffseilen gesichert. Dadurch wurde ein Auseinanderbrechen der Baumkrone verhindert und sowohl der Baum als auch die Spaziergängerinnen und Spaziergänger geschützt.

Zum Abschluss erfolgte noch die Ausbringung eines speziellen Mykorrhiza-Pilzes. Als Mykorrhiza bezeichnet man die Symbiose zwischen Pilzen und Baumwurzeln. Der Pilz erhält vom Baum Kohlehydrate, die er selbst mangels Photosynthese nicht herstellen kann. Als Gegenleistung verbessert das feine Pilzgeflecht an den Wurzeln die Wasser- und Nährstoffaufnahme, so dass der Baum besser versorgt wird. Gerade bei alten Bäumen haben Baumfachleute damit gute Erfahrungen gemacht.

Doch alle Bemühungen, die alte Rosskastanie im Himmelgeister Rheinbogen zu erhalten, blieben letztendlich ohne Erfolg: Im Sommer 2015 war klar, dass der Baum abgestorben war.

Der Himmelgeister Baumgeist

Der Himmelgeister Baumgeist

Nachdem die Himmelgeister Kastanie abgetragen werden musste, wurde sie künstlerisch zu einer Baumgeist-Skulptur umgestaltet. Diese Lösung entstand im gemeinsamen Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern des Freundeskreises Himmelgeister Kastanie, dem Eigentümer und der Stadt. Dabei wurde nach einem Vorgehen gesucht, um der besonderen Bedeutung des Baumes gerecht zu werden, aber auch die Sicherheit unter der abgestorbenen Baumkrone zu gewährleisten. Das so entstandene Baumdenkmal erinnert an den alten Baum erinnern, während in der Nähe die junge Kastanie heranwachsen kann.

Bevor der Holzbildhauer Jörg Bäßler die verbleibende Stammfigur künstlerisch gestaltet konnte, mussten die bruchgefährdeten Äste komplett abgetragen werden. Vier Tage benötigte der Holzbildhauer für seine Arbeit.

Mit einer Kettensäge kann man nicht nur Bäume fällen, sondern auch künstlerisch tätig sein. Richtige Kunstwerke mit der Motorsäge gestalten erfordern aber neben Augenmaß, Genauigkeit und viel Geschick auch spezielle Schnitzschienen für die Sägen. Ursprünglich kommt die Kettensägekunst aus Amerika, sie wird aber auch in Deutschland immer bekannter und beliebter. Die Schnitzarbeiten erfolgten mit einer Motorsäge möglich. Die Beschaffenheit des Holzes wurde für die Verwirklichung der Motive geschickt ausgenutzt. Nur für den allerletzten Schliff verwenden die Künstler Schnitzwerkzeug.

Eine kleine Eule wurde auch in den Stamm geschnitzt, sie ist das markenzeichen des Holzbildhauers. Man sieht sie nicht auf den ersten Blick, aber bei genauerer Betrachtung ist sie gut zu erkennen.

Die Stadt hat den Stamm anschließend mit einer Schutzlasur gestrichen, die das Kunstwerk schützt und den natürlichen Zersetzungsprozess verlangsamt.

Endgültiger Abschied von der Himmelgeister Kastanie

Endgültiger Abschied von der Himmelgeister Kastanie

Im Oktober 2024 haben sich die Düsseldorferinnen und Düsseldorfer endgültig von der Himmelgeister Kastanie verabschiedet. Der künstlerisch gestaltete Baumsumpf war vermorscht und musste entfernt werden. Zur Abschiedsveranstaltung kamen zahlreiche Menschen zum Kölner Weg, um sich ein kleines Stück aus dem Holz des Baumes mitzunehmen. Symbolisch soll so die Erinnerung an den Baum aufrechterhalten werden. Die in den Stamm geschnitzte Skulptur des fiktiven Baumgeistes "Jüchtwind" wird versucht, zu erhalten.