Düsseldorfer Stadtchronik 1919
Düsseldorfer Stadtchronik 1919
8.1.1919
Besetzung des Hauptbahnhofs, Telegraphen- und Fernsprechamts durch Mannschaften des Sicherheitsdienstes im Auftrage des Spartakusbundes.
Verhaftung der Herren Stadtverordneten Dr. Brand, P. Siebel, des Studienrats Dr. Erythropel und der Frau Kommerzienrat Heye, der Herren Schade, Niermann und Redenz.
Oberbürgermeister Dr. Oehler begibt sich zur Wahrung seiner persönlichen Freiheit ins linksrheinische Düsseldorf nach Oberkassel.
9.1.1919
Besetzung der Polizei-Hauptwache und sämtlicher Bezirksbureaus, des städtischen Finanzamtes, sämtlicher Bahnhöfe.
Dienstniederlegung der Polizeibeamten. Aufhebung der Besetzung des Fernsprechamtes und Telegraphenamtes.
10.1.1919
Demonstrationszüge der demokratischen und mehrheitssozialistischen Partei. Blutige Zusammenstöße am Hauptbahnhof, in der Bismarckstraße und am Hindenburgwall (13 Tote).
Absetzung des Oberbürgermeisters Dr. Oehler durch den Vollzugsausschuß des Arbeiterrats. Einsetzung von Karl Schmidtchen als stellvertretender Oberbürgermeister.
Die städtischen Beamten- und Eisenbahnbeamten stellen den Dienst bis zum 11.1. ein, um geordnete Zustände zu erzwingen.
11.1.1919
Die Postbeamten beginnen einen Proteststreik.
12.1.1919
Massenkundgebung der Zentrumspartei wird verboten.
14.1.1919
Einsetzung eines Standgerichts durch den Vollzugsrat.
16.1.1919
Verbot des Erscheinens der Düsseldorfer Nachrichten auf drei Tage durch den Vollzugsrat.
17.1.1919
Verbot des Erscheinens des Düsseldorfer Tageblatts und der Düsseldorfer Zeitung auf eine Woche.
19.1.1919
Wahl zur verfassungsgebenden Nationalversammlung.
Oberbürgermeister Dr. Oehler wird in Schutzhaft genommen. Entlassung erfolgt am 24.1.
26.1.1919
Wahl zur Preußischen Landesversammlung.
5.2.1919
Beginn des Generalstreiks der Beamten- und Berufsorganisation in Düsseldorf gegen die Tätigkeit des Vollzugsrates.
Verhaftung der Verbandsvertreter Oberstadtsekretär Halstenberg, Obertelegraphen-Assistent Heese, des Schriftleiters Karthaus, Justizrats Dr. Liertz und Schriftleiters Tepel; abends erfolgt die Entlassung.
Besetzung des Fernsprechamtes. Streik der Polizeibeamten.
6.2.1919
Beendigung des Generalstreiks.
7.2.1919
Einstellung des auswärtigen Fernsprechverkehrs.
16.2.1919
Besetzung der Redaktion der bürgerlichen Düsseldorfer Zeitungen. Für sechs Tage wird deren Erscheinen verboten.
23.2.1919
Die Wahlen zur Düsseldorfer Stadtverordneten-Versammlung werden gestört.
25.2.1919
Beendigung des Generalstreiks.
26./27.2.1919
Neuer Generalstreik in Düsseldorf.
27.2.1919
Auflösung des Vollzugsrats; Einsetzung eines Vorstandes des Arbeiterrates.
28.2.1919
Einmarsch der Regierungstruppen in Düsseldorf. Die Führer der Spartakisten, unter ihnen auch der gewaltsam als stellvertretender Oberbürgermeister eingesetzte Karl Schmidtchen, haben sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht.
1.3.1919
Einführung der ungeteilten Arbeitszeit bei der Stadtverwaltung. Rücktritt der Schauspielhaus-Direktion Dumont-Lindemann. Auflösung des Vollzugsrats durch das Militärkommando. Wiederaufnahme des Fernsprechverkehrs.
3.3.1919
Einsetzung von drei Mitgliedern des Arbeiterrates, Saupe, Thielemann und Westermann, bei der Stadtverwaltung mit Kontrollrechten. Die Übernahme der Leitung der Stadtverwaltung durch den ersten Beigeordneten Geusen wird bestätigt.
7.3.1919
Einrichtung des Ledigenheims des Klosters der Dienstmägde Christi an der Gladbacher Straße als städtisches Hilfskrankenhaus.
8.3.1919
Verhängung des Belagerungszustandes.
9.3.1919
Demonstrationsversammlungen, ein Toter.
13.3.1919
Aufhebung des Belagerungszustandes.
16.3.1919
Erneute Stadtverordneten-Wahlen.
28.3.1919
Erste Sitzung der neuen Stadtverordnetenversammlung in Stärke von 84 Mitgliedern.
30.3.1919
Wahlen zum Arbeiterrat.
31.3.1919
Ausscheiden des Geheimrat Prof. Masberg aus der Stelle des Direktors des Ludendorff-Gymnasiums.
6.-15.4.1919
Politische Unruhen in Düsseldorf
6.4.1919
Generalstreik
7.-12.4.1919
Streik der Buchdrucker und Setzer. Nichterscheinen der Zeitungen.
8.4.
Stillegung des Gas- und Elektrizitätswerks.
Verhängung des Belagerungszustandes.
9.4.1919
Nachmittags Kämpfe in der Altstadt.
10.4.1919
Abends Angriff auf den Hauptbahnhof.
Wiederaufnahme der Arbeit im Gas- und Elektrizitätswerk.
Aufhebung des Belagerungszustands.
11.4.1919
Beschießung des Hauptbahnhofs.
Abermalige Stillegung des Gas- und Elektrizitätswerks.
13.4.1919
Erstürmung von Oberbilk durch die Regierungstruppen.
15.4.1919
Besprechung zwischen Behörden und Arbeiterschaft zwecks Beilegung des Streiks. Allgemeine Aufnahme der Arbeit erfolgt in den nächsten Tagen.
16.4.1919
Wiederaufnahme der Arbeit im Gas- und Elektrizitätswerk.
Wiedererscheinen der Zeitungen.
5.5.1919
Sterbetag des Direktors der städtischen kaufmännischen Lehranstalten Dr. Hugo Balk.
11.5.1919
Hauptversammlung des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute.
13.5.1919
Beschluß der Stadtverordnetenversammlung über Pachtung des Genesungsheims Hösel zur Unterbringung von 140 Tuberkulosekranken.
28.5.1919
Demonstration der Kriegsgeschädigten (Stillegung des Straßenbahnbetriebs).
29.5.1919
Befreiung eines Gefangenen-Transports durch Spartakisten.
3.6.1919
Verhängung des Belagerungszustandes.
18.6.1919
70. Geburtstag des Geh. Sanitätsrats Dr. Oskar Volkmann, der 20 Jahre Angehöriger der Stadtverordneten-Versammlung war.
1.7.1919
Übertritt des Oberbürgermeisters Dr. Oehler in den Ruhestand.
24.7.1919
Hauptversammlung des Vereins zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen.
31.7.1919
Erteilung der ministeriellen Genehmigung an die Akademie für praktische Medizin zur Abhaltung von klinischem Unterricht. Gleichzeitige Gewährung der Befugnis zur Abhaltung des ärztlichen Staatsexamens.
15.8.1919
Genehmigung des Antrages der Stadtverwaltung für Rationalisierung von übergroßen Wohnungen durch den Staatskommissar für Wohnungswesen.
20.8.1919
Einrichtung einer Abfallsammelstelle.
16.9.1919
Sterbetag des früheren Stadtverordneten Generaldirektor der Mannesmannröhren-Werke Kommerzienrat Nikolaus Eich.
30.9.1919
Ausscheiden des Regierungspräsidenten Wirkl. Geh. Oberregierungsrats Dr. Kruse aus dem Amte.
Wahl des Oberbürgermeisters Koch (Kassel) zum Oberbürgermeister von Düsseldorf.
3.10.1919
Ablehnung des Rufes durch Oberbürgermeister Koch.
20.10.-20.11.1919
Gerichtsverhandlungen gegen 39 Mitglieder des Sicherheitsregiments wegen der Vorgänge am 10.1.1919.
28.10.1919
Wahl des Bürgermeisters Dr. Köttgen (Dortmund) zum Oberbürgermeister von Düsseldorf.
1.11.1919
Feier des 75jährigen Bestehens des Vereins der Düsseldorfer Künstler zu gegenseitiger Unterstützung und Hilfe.
Hundertjahrfeier der Kunstakademie.
9.11.1919
Todestag des Professors Claus Meyer.
17.11.1919
80. Geburtstag des Geheimrats Dr. in. Ehrhardt.
2.12.1919
Einführung des Oberbürgermeisters Dr. Köttgen in sein Amt.
3.12.1919
Tagung des Rheinischen Philologentags.
11.12.1919
25jähriges Stadtverordneten-Jubiläum des Generaldirektors Wiedemeyer.
18.12.1919
Verschüttung von drei Arbeitern auf der Bodenentnahmestelle eines Grundstücks des Wasserwerks durch abrutschende Erdmassen (ein Toter).
31.12.1919
Höchster Wasserstand des Rheins im Jahre 1919 (+ 7,84m Düsseldorfer Pegel)