Seit seiner Gründung im Jahre 1912 verwahrt das Stadtarchiv als städtische Dienststelle die Unterlagen und Dokumente, die aus rechtlichen oder historischen Gründen auf Dauer aufgehoben werden müssen.
Außerdem hat es, wie es in der ersten Dienstanweisung vom 12.6.1912 heißt, "das Material für die geschichtliche Entwicklung unserer Stadt, soweit es für die Verfassung und Verwaltung, das geistige und namentlich das wirtschaftliche Leben und den Kulturstand in ihr von Bedeutung ist, zu sammeln und aufzubewahren."
Bei der Einrichtung des Stadtarchivs war allerdings ein großer Teil der älteren Dokumente bereits verloren. Nur wenig ist aus der Zeit vor 1800 erhalten geblieben.
Noch um die Jahrhundertwende erzählte man in der Altstadt, dass um 1830 alte Akten und Urkunden, die wegen der altertümlichen Schrift keiner mehr lesen konnte, mit Waschkörben aus dem Rathaus getragen und den Marktfrauen unter dem "Jan Wellem" zum Einwickeln der Fische überlassen worden seien.
Dieser Verlust ist bedauerlich und folgenschwer für die Stadtgeschichtsschreibung des Mittelalters und der frühen Neuzeit.
Sehr viel besser dagegen ist die Überlieferung für das 19. und 20. Jahrhundert. Die große Zeit des Aufstiegs der Stadt Düsseldorf zur rheinischen Industrie- und Handelsmetropole und zum "Schreibtisch" des Ruhrgebiets ist durch umfangreiches Material dokumentiert. Auch über die Besatzung nach dem Ersten Weltkrieg, die nationalsozialistische Zeit, die Zerstörungen im letzten Weltkrieg und den Wiederaufbau der Nachkriegszeit besitzt das Stadtarchiv zahlreiche Unterlagen.
Nach den Eingemeindungen 1909 und 1929 kamen die Registraturen von Benrath, Eller, Gerresheim, Heerdt, Kaiserswerth und Rath hinzu.
Die Kriegsverluste des Archivs sind gering, große Lücken gibt es nur bei den Akten, die sich während der Luftangriffe noch in den städtischen Dienststellen befanden.
Dokumentation wird großgeschrieben
Aber nicht nur amtliches Schriftgut und städtische Verwaltungsakten haben ihren Weg ins Stadtarchiv gefunden.
Seit der Gründung des Archivs bemühen sich die Archivare gemäß ihrem Auftrag um die Dokumentation möglichst aller Lebensbereiche in unserer Stadt. So verwahrt das Archiv nicht nur Düsseldorfer Zeitungen, sammelt Fest- und Vereinszeitschriften, Flugblätter und Plakate, Zeitdokumente und Abbildungen, sondern übernimmt auch Sammlungen und wichtige Nachlässe von Düsseldorfer Firmen, Institutionen, Vereinen und Privatpersonen. Diese Sammlungen bilden eine bedeutende Ergänzung des amtlichen Schriftgutes. Zur Dokumentation gehört auch die tägliche Zeitungs- und Zeitschriftenauswertung, die die Grundlage für die jährliche Stadtchronik bildet.
Für die Geschichte der Stadt zuständig
Das Stadtarchiv ist die für die Geschichte der Stadt zuständige Einrichtung. Um die Geschichte der Stadt zu erforschen und einer möglichst großen Zahl von Bürgerinnen und Bürgern bekannt zu machen, arbeitet es mit zahlreichen Institutionen, Einrichtungen und Vereinen innerhalb und außerhalb der Stadt Düsseldorf zusammen. Eng ist die Kooperation mit der Heinrich-Heine-Universität, dem nordrhein-westfälischen Hauptstaatsarchiv und den Einrichtungen des Landschaftsverbandes Rheinland. Seit 2002 ist auch die Geschäftsstelle des Düsseldorfer Geschichtsvereins im Stadtarchiv Düsseldorf angesiedelt.
Das Stadtarchiv beteiligt sich an zahlreichen lokalen und regionalen Publikationen. Es gibt eine eigene Reihe, die "Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv" heraus, von der zur Zeit neun Bände vorliegen. Außerdem ist die Schriftleitung des Düsseldorfer Jahrbuchs, des einzigen wissenschaftlichen Periodikums zur Geschichte der Stadt und des Umlandes im Stadtarchiv angesiedelt.
Beständeumfang
Zur Zeit umfassen die Bestände des Archivs ca. 14 Regalkilometer Akten, Urkunden, Nachlässe und Dauerleihgaben, Karten und Pläne, Fotos, Plakate, Handschriften usw. Die Beständeübersicht ist unter dieser Seite hinterlegt. Es gibt nur wenige deutsche Groß- und Industriestädte, deren Geschichte seit dem endenden 18. Jahrhundert so dicht dokumentiert ist wie jene Düsseldorfs.
Täglich Dutzende von Anfragen
Etwa 2.000 Besucher aus dem In- und Ausland kommen jährlich persönlich in das Stadtarchiv, um hier für wissenschaftliche Arbeiten an Universitäten, für die Stadtteilgeschichte oder genealogische Recherchen, für journalistische Zwecke oder den amtlichen Gebrauch Urkunden, Akten, Fotos, Karten, Zeitungen oder sonstige Dokumente einzusehen. Viel größer ist die Zahl der telefonischen oder schriftlichen Anfragen, die das Archiv aus aller Welt erreichen. Neben fachwissenschaftlich Interessierten sind es vor allem Erbenermittler, die im Auftrag der Amtsgerichte nach unbekannten, potentiellen Erben suchen. Hinzu kommen die genealogischen Anfragen der Familienforscher, die ihre Vorfahren ermitteln, Heimatforscher, die der Geschichte ihres Stadtviertels oder ihres Hauses nachspüren, oder auch Bürger, die sich nach der Herkunft eines Straßennamens erkundigen. Nicht zuletzt ist es die Verwaltung selbst, die Auskunft über ihre eigene Geschichte benötigt. Auch dafür ist das Stadtarchiv Düsseldorf zuständig und gesetzlich verpflichtet.
Viele familiengeschichtliche Unterlagen, wie die mikroverfilmten Einwohnermeldeunterlagen oder die sogenannten Hausbücher können aufgrund gesetzlicher Vorschriften nur durch das Archivpersonal eingesehen werden. Hierfür ist eine schriftliche Anfrage notwendig, für deren Bearbeitung dann eine Gebühr erhoben werden muss. Die Besucher selbst können aber all jene Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden einsehen, die vom Standesamt bereits an das Stadtarchiv abgegeben wurden. Diese wurden bereits digitalisiert und sind an vier PCs abrufbar. Darüber hinaus können Sie Kopien der Kirchenbücher der Düsseldorfer Pfarreien (bis 1809), der Adressbücher (ab ca. 1830) und des Bürgerbuchs (1856/60) im Stadtarchiv einsehen und dadurch selbständig genealogische Forschungen durchführen.
Die Tektonik und die Bestände des Archivs
Seit dem Jahr 2000 sind die Bestände des Archivs nach einem einheitlichen, EDV-gerechten Schema in 10 Haupt- und 345 Untergruppen gegliedert, die zur Zeit insgesamt 2.300 Bestandsebenen enthalten. Insgesamt verwahrt das Stadtarchiv ca. 750.000 Verzeichnungseinheiten.
Aus dem Mittelalter sind nur wenige Urkunden, meist Privilegienbestätigungen erhalten. Die älteste Urkunde datiert von 1382. Die Ratsprotokolle und Rechnungsbücher der Stadt beginnen in Serie mit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Vom Beginn des 19. Jahrhunderts an ist die Überlieferung befriedigend bis gut. So sind für die Zeit der Industriealisierung und die Wilhelminische Zeit zahlreiche Akten erhalten, aus denen sich die Entwicklung Düsseldorfs zur Großstadt und zum "Schreibtisch des Ruhrgebietes" ablesen lässt. Kriegsverluste sind nur wenig eingetreten, wenn man mal von den Unterlagen absieht, die während des Krieges noch in den Ämtern lagerten und die dort zerstört wurden.