ZUSAMMENSPIEL - Natascha Borowsky & Anne Pöhlmann
Natascha Borowsky, untitled 17, 2020, © VG Bild-Kunst, Bonn 2022
ZUSAMMENSPIEL - Natascha Borowsky & Anne Pöhlmann
13. August - 30. Oktober 2022
Natascha Borowsky (geb. 1964 in Düsseldorf), ehemalige Schülerin von Bernd & Hilla Becher und Anne Pöhlmann (geb. 1978 in Dresden), ehemalige Schülerin von Thomas Ruff und Rita McBride, vertreten unterschiedliche fotografische Ansätze, die zwei Generationen der Düsseldorfer Fotografie repräsentieren. Textilien, Stoffe und Stofflichkeit allgemein durchziehen die Exponate dieser Ausstellung. Ihre Verwendung auf der motivischen Ebene oder aber als Bildträger, bzw. als Erweiterung des Bildes, markiert ein gemeinsames Interesse, das es gilt entsprechend den individuellen Ansätzen der Künstlerinnen zu beschreiben und zu unterscheiden.
Natascha Borowsky arbeitet überwiegend mit den klassischen Mitteln der analogen Fotografie in Aufnahme und Vergrößerung. Ihre Bildstrategie ist vorderhand dokumentarisch, mit einem Schwerpunkt auf dem Stillleben-Genre. Fundstücke natürlichen oder zivilisatorischen Ursprungs bilden die Ausgangselemente ihrer Bildkompositionen: Steine, Muscheln, getrocknete Pflanzenteile, Objekte aus der asiatischen Heilkunst oder Fundstücke aus kultischen Kontexten. Ebenso arrangiert sie deformierte Plastikreste, Styroporobjekte oder Seifenstücke auf ihren Bildern. Die Objekte werden auf mehr oder weniger farbigen textilen Bilduntergründen platziert und bei Tageslicht aufgenommen.
Die gezeigten Arbeiten haben ihren Ursprung im Kontext eines Arbeitsstipendiums in Mumbai, das die Künstlerin 2012 auf Einladung der Kunststiftung NRW absolvierte. Dies gilt für die im Rahmen der Serie „untitled“ entstandenen Fotografien von 2013/14, dies gilt umso erkennbarer für die Werke aus der Reihe „transition“ von 2014 bis 2017. In dieser Serie vollzieht die Künstlerin erstmalig einen Blickwechsel, von der kleinformatigen Objektfotografie hin zu großformatigen Landschaftsausschnitten. Die gewählten Ansichten vergegenwärtigen ausschnitthaft Situationen in den Mangrovenwäldern an der Küste bei Mumbai. Was zunächst wie eine fotografierte Installation wirkt, ist eine vorgefundene Situation, entstanden aus dem Zusammenspiel der Gezeiten, der zivilisatorischen Abfälle und dem biomorphen Geflecht der Mangroven, in dem sich die farbigen Relikte ansammeln. Die formal gewerteten landschaftlichen Situationen sind Ausdruck einer tiefen fotografischen Überzeugung der Künstlerin selbst: Fotografie ist stets eine Momentaufnahme, ein kurzes Innehalten in einem Prozess ewigen Wandels.
Die dritte hier gezeigte Werkreihe, „khadi“, 2015/16, erhebt die ehemals zu Hintergründen bestimmten Stoffe zum eigentlichen Motiv. Der Begriff Khadi bezeichnet handgewebte Stoffe aus handgesponnenen Naturfasern, die traditionell in Indien, Bangladesch und Pakistan hergestellt werden. In dieser Serie, erreicht die Arbeitsweise der Fotografin ihren höchsten Abstraktionsgrad.