Auf der Flucht vor hohem Gras – Aquazoo beteiligt sich an der Zucht der größten Wolfsspinne Europas
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Wo die Deutschen gerne Urlaub machen, spielt sich eine stille Tragödie ab. Als hübsche und ausdauernde Dekopflanze für Vorgärten wurde das Wasser-Glanzglas (Phalaris aquatica) nach Madeira importiert. Dort hat es sich im warmen Klima rasant ausgebreitet und die natürliche Vegetation weitestgehend verdrängt. Das neue Gras bildet ein großes Wurzelgeflecht aus, dringt so bis in jede Spalte vor und verdrängt Beutetiere wie auch Versteckmöglichkeiten der Deserta-Tarantel (Hogna ingens).
Die Wolfsspinne mit den gestreiften Beinen findet immer weniger Lebensräume, dabei hat sie eine wichtige Aufgabe. Mit einer Körperlänge von vier Zentimetern und einer Spannweite von bis zu zwölf Zentimetern ist sie das größte räuberisch lebende Tier im nördlichsten Tal der Deserta-Insel. Somit fällt die Populationskontrolle vieler anderer Tiere ihr zu. Bisher konnte die Deserta-Tarantel sogar eine invasive Tausendfüßer-Art in Schach halten. Doch inzwischen sind fast drei Viertel ihres ursprünglichen Lebensraumes verloren. Sandra Honigs, stellvertretende Aquazoo-Direktorin und Kuratorin für den Landbereich, sieht nicht nur die Tarantel in Gefahr: "Wenn wir jetzt nicht handeln, verlieren wir nicht nur die größte Wolfsspinne Europas, die schöne Insel verliert auch einen wichtigen Baustein ihres Ökosystems. Dies kann dramatische Folgen haben."
Dieser Ausrottung wollen Europäische Zoos gemeinsam entgegenwirken. Sollten Naturschutzbestrebungen auf Madeira Erfolg haben und das Gras eindämmen können, halten Zoos eine Reservepopulation, aus der die Spinnen ausgewildert werden können. Ein Zuchtprogramm für die Deserta-Tarantel wird vom Bristol Zoological Garden organisiert und zeigt erste Erfolge. Die Spinnen im Aquazoo stammen aus der Zucht des Kölner Zoos und werden bald alt genug sein, um selbst für Nachwuchs zu sorgen. Eine Tarantel ist nun auch im Insektarium zu sehen – wenn sie sich nicht gerade unter einem Stück Rinde versteckt.