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Kultur
Hetjens – Deutsches Keramikmuseum
Moskauer Glanz der Zarenzeit – Keramische Schätze aus dem Museum Kolomenskoje
Sonderausstellung vom 5. November bis 25. Februar 2017 im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen der Landeshauptstadt Düsseldorf und Moskau
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Das Hetjens – Deutsches Keramikmuseum zeigt vom 5. November bis 25. Februar 2017 erstmals im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Düsseldorf und Moskau Keramikschätze aus fünf Jahrhunderten des Staatlichen Museums Kolomenskoje, das über die umfangreichste Sammlung russischer Dekorationskeramik verfügt und diese Stücke als wertvolle historische Zeugnisse bewahrt. Im Rahmen eines Pressegesprächs am Freitag, 4. November, mit dem Generaldirektor Sergey Khudyakov und seiner Delegation sowie dem Kulturdezernent Hans-Georg Lohe wurde in die Ausstellung eingeführt.
Als Moskaus bekannteste keramikgeschmückte Fassade gilt die Basilius-Kathedrale am Roten Platz, die mit ihrer Farbigkeit das Wahrzeichen der Stadt ziert. Ähnlich war die Dekoration und Ausstattung vieler repräsentativer Gebäude in ganz Russland und besonders in Moskau vom 16. bis 19. Jahrhundert gestaltet.
Bereits im 17. Jahrhundert schlug in Moskau das Herz der Kachelkunst. Sowohl das technische Wissen wie die künstlerischen Handwerksbetriebe vor Ort prägten diesen neuen sehr wirkungsvollen Architekturstil, der sich "Moskauer Barock" nennt. Hinzu kamen die wohlhabenden Auftraggeber, darunter Zaren, Bojaren, reiche Kaufleute und Kirchenhierarchien, die diese leuchtenden Dekorationen für Kunst und Architektur anfertigen ließen. In der Innenausstattung fand die Kachel Verwendung an den typisch hohen russischen Kachelöfen mit Dekor. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt: Geometrische Muster, figürliche und ornamentale Kompositionen in gebogenen Formen sowie kunstvolle Reliefkacheln für die Ausstattung von Klöstern, Kirchen, Wohnhäusern und den Palast des Zaren Alexej Michailovichs (1629–1676) zählten zum Repertoire der Moskauer Barockarchitektur. Viele dieser traditionsreichen Gebäude und Kulturschätze sind heute im Original verloren. Die ausgestellten geretteten Kacheln liefern eine Vorstellung des ehemaligen Glanzes.
In Moskau produzierte die größte Töpfersiedlung Goncharnaya Sloboda bereits seit dem 15. Jahrhundert traditionsreiche Baukeramik, größtenteils mit grüner Glasur. Zur Herstellung der Kacheln wurde der noch weiche Ton in Holzformen mit dem gewünschten Motiv gepresst und bemalt, die Rückseite ausgeformt und dann im Brand fertiggestellt. Der Patriarch Nikon (1605–1681) ließ um 1650 im Iwerskij-Kloster im Waldai, Bezirk Nowgorod, bereits Kacheln produzieren. Kurz darauf gründete er das Kloster Neu-Jerusalem in Istra, ebenfalls mit einer angeschlossenen Töpferwerkstatt. Handwerker aus dem Waldai und ganz Europa arbeiteten dort gemeinsam und brachten ihr Wissen zur Herstellung polychromer Kacheln, einer entscheidenden Innovation, ein. Maßgeblichen Anteil daran hatte der Meister Pjotr Iwanowitsch Saborskij aus Weißrussland. Nachdem Nikon 1666 seine priesterliche Würde verlor, wurden die Mitarbeiter nach Moskau entsandt und die Produktion in die staatlichen Betriebe verlegt. Berühmtheit erlangte auch der weißrussische Töpfer Stepan Iwanow Polubes für seine Einzelstücke fast lebensgroßer Evangelisten und die Ausformungen eines Cherub. Der enorme Bedarf an farbigen Kacheln wurde außerdem in den Töpfereien von Jaroslawl, Balachna, Solwychegodsk und Welikij Ustjug gedeckt. Peter der Große brachte im 18. Jahrhundert eine Innovation in die Keramikproduktion. Der weit gereiste und an westlichen Technologien und Wissenschaft interessierte Zar ließ Kacheln produzieren, die ähnlich den holländischen Fliesen, flache Bildoberflächen mit erzählerischen Dekoren zeigten. Die auf diese Weise hergestellten Kacheln wurden vor allem an Kachelöfen verwendet und werden anhand von ausgewählten Ausstellungsstücken präsentiert.
Die Technik der Majolikaherstellung wurde Ende des 19. Jahrhunderts in der berühmten Künstlerkolonie Abramzewo bei Moskau wiederbelebt. Im Bereich der Keramikkunst nahm besonders Michail Wrubel (1856–1910), der wohl bekannteste Vertreter des russischen Symbolismus, Motive aus der russischen Märchen- und Folklorekunst in seiner künstlerischen Arbeit auf. Seine monumentale Kaminverkleidung mit dem russischen Epos "Mikula und Wolga", die in der Ausstellung zu sehen ist, setzte bereits den dekorativen Charakter des Jugendstils um und gewann auf der Weltausstellung 1900 in Paris die Goldmedaille.
Das Museum Kolomenskoje in Moskau
Das Partnermuseum Kolomenskoje in Moskau ist mit mehreren Millionen Besuchern jährlich ein sehr beliebtes Ausflugsziel im Süden Moskaus. Seine Sammlung russischer Baukeramik von heute zerstörten und verlorenen Gebäuden aus ganz Russland ist einzigartig. In den weitläufigen Gartenanlagen befinden sich auch die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Christi-Himmelfahrts-Kirche und der neu errichtete Palast des Zaren Alexeij I., der ursprünglich im 17. Jahrhundert ganz aus Holz errichtet wurde. Nach dem Umzug des Hofes nach Sankt Petersburg verfiel der Palast zunehmend. Bis zum Jahr 2010 ließ die Moskauer Regierung den Palast nach alten Plänen aus sibirischer Birke dann rekonstruieren, so dass er nun wieder zu besichtigen ist.
Das Rahmenprogramm zur Ausstellung
Zur Ausstellung bietet das Hetjens, Schulstraße 4, ein Rahmenprogramm mit Kabinettausstellung und Tisch des Monats, Führungen, Vorträgen, Filmen, Abendveranstaltungen und Kursen in der Töpferwerkstatt. Eine Auswahl:
Ausstellung: "Russische Brautschätze. Das Porzellan der Großfürstinnen"
1. Dezember bis 2. April 2017
Eröffnung: Tisch des Monats "Russisches Wintermärchen"
Mittwoch, 30. November, 18 Uhr
"Russian Tea Time zur Weihnachtszeit" - Manuela Alphons liest russische Literatur mit Tee aus dem Samowar und russischem Gebäck
Sonntag, 11. Dezember, 15 Uhr
Eintritt: 15 Euro, eine Anmeldung ist erforderlich
"Soirée Russe" - in Kooperation mit der Clara-Schumann-Musikschule. Russische Salonmusik und russische Vorspeisen Sakuski
Mittwoch, 18. Januar 2017, 18 Uhr
Eintritt: 35 Euro, eine Anmeldung ist erforderlich
Vortrag: "Der Dekadente" – Die Keramik des russischen Symbolisten Michail Wrubel mit Dr. Kyllikki Zacharias, Kuratorin der Sammlung Scharf-Gerstenberg, Staatliche Museen zu Berlin
Mittwoch, 1. Februar, 18 Uhr
Eintritt: 10 Euro (inkl. Museumseintritt), eine Anmeldung ist erforderlich
"Die Preußin auf dem Zarenthron: Alexandra, Kaiserin von Russland" mit Dr. Marianna Butenschön, Autorin des gleichnamigen Buches, und IKH Marie-Cécile, Herzogin von Oldenburg, geb. Prinzessin von Preußen
Mittwoch, 15. März, 18 Uhr
Eintritt: 10 Euro (inkl. Museumseintritt),
Die Anmeldung ist an der Museumskasse zu den Öffnungszeiten des Museums möglich. Weitere Infos unter Telefon 0211-8994210.