Zum Gedenken an die Pogromnacht vom 9./10. November 1938 wird eine zentrale Gedenkstunde der Landeshauptstadt im Plenarsaal des Rathauses, Marktplatz 2, stattfinden. Am Mittwoch, 9. November, 11 Uhr, werden dort Oberbürgermeister Thomas Geisel, Landtagspräsidentin Carina Gödecke, Franz-Josef Lersch-Mense, Minister für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen, sowie Dr. Oded Horowitz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Worte des Gedenkens sprechen.

Eine besondere Ehre ist die Anwesenheit von Professor Simha Arom und seiner Frau Sonia, die eigens aus Paris anreisen. Simha Arom wurde 1930 in Düsseldorf als Sohn von David und Liebe Arom geboren. Er hatte einen älteren Bruder, Eduard. Die Familie lebte auf der Karlstraße, wo sie auch den Überfall in der Pogromnacht erleben musste. Sie flüchtete aus Düsseldorf im Februar 1939, zunächst nach Belgien, dann nach Frankreich. Während die Söhne überlebten, wurden die Eltern über das Sammellager Drancy im September 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Simha Arom, der nur durch eine Odyssee, Flucht und den Gang in den Untergrund überlebte, wurde ein weltberühmter Musikethnologe und erforschte über Jahrzehnte hinweg die schriftlosen Musiktraditionen afrikanischer Völker. Dass noch ein Zeitzeuge an der Gedenkstunde teilnimmt, der den Novemberpogrom in Düsseldorf erlebte, ist angesichts der fortschreitenden Zeit sehr außergewöhnlich. Simha Arom wird in diesen Tagen mehrere Schulbesuche absolvieren.

Schülerinnen und Schüler des Düsseldorfer St. Ursula-Gymnasiums werden über die Aktualität des Themas und ihren Umgang mit Verantwortung und Zivilcourage sprechen. Sie gestalten die Gedenkstunde auch musikalisch mit einem Trio und einem Vokalensemble. Amnon Seelig, der Kantor der Jüdischen Gemeinde, wird im Plenarsaal das Trauergebet singen. Die Teilnahme an der Gedenkstunde im Rathaus ist nur Gästen mit Einladungskarte möglich. Karten gibt es noch in begrenztem Umfang am Empfang des Rathauses, Marktplatz 2, jeweils in der Zeit von 8 bis 18 Uhr.

Kranzniederlegung und Gebet
Zuvor werden um 10.15 Uhr auf Einladung der Jüdischen Gemeinde Oberbürgermeister Geisel, Minister Lersch-Mense sowie Landtagspräsidentin Gödecke einen Kranz am ehemaligen Standort der Düsseldorfer Synagoge niederlegen (Kasernenstraße/Ecke Siegfried-Klein-Straße). Dort werden ein Gebet gesprochen und eine Schweigeminute abgehalten. Schülerinnen und Schüler der Yitzhak-Rabin-Schule Düsseldorf werden ein Lied singen. Die Gemeinde bittet männliche Teilnehmer darum, während der Zeremonie eine Kopfbedeckung zu tragen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Filmvorführung in der Gedenkstätte: "SIMHA"
Am Mittwoch, 9. November, wird um 18 Uhr der Film "SIMHA" in der Mahn- und Gedenkstätte, Mühlenstraße 29, uraufgeführt. Zum ersten Mal mit deutschen Untertiteln zeigt der 2013 entstandene, französischsprachige Film das Leben des Zeitzeugen. Regisseur Jérôme Blumberg hat sich mit Simha Arom auf eine biografische Spurensuche, unter anderem in Düsseldorf, begeben. Entstanden ist ein spannendes filmisches Porträt dieses weltberühmten ehemaligen Düsseldorfers. Simha Arom und Jérôme Blumberg werden bei der Vorführung des Films anwesend sein. Die Vorführung findet im Julo-Levin-Raum statt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Gedenkgang und Gedenkgottesdienst
Zu einem Gedenkgang und einem ökumenischen Gedenkgottesdienst laden die Evangelische und die Katholische Kirche, die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und die Mahn- und Gedenkstätte  für Dienstag, 8. November, ein. Der Gang begibt sich auf die Spuren der Familie Arom durch die Innenstadt. Er beginnt um 18.15 Uhr am Standort der ehemaligen Synagoge (Kasernenstraße). Die einzelnen Stationen werden inhaltlich gestaltet von Schülerinnen und Schüler des Humboldt-Gymnasiums, die dort jeweils selbst erarbeitete Texte zur Familiengeschichte vortragen. Simha Arom wird am Gedenkgang teilnehmen. Der unmittelbar daran anschließende Gottesdienst findet um 19 Uhr in der Neanderkirche, Bolkerstraße 36, statt. Dominikanerpater Johannes Schaeffler OP wird predigen, auch Superintendentin Henrike Tetz wird mitwirken. Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich willkommen, eine Voranmeldung ist nicht erforderlich. Die Teilnahme ist frei.