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Kultur

Helmut-Käutner-Preis für Margarethe von Trotta

Düsseldorfer Filmpreis wird zum 15. Mal verliehen/Dotiert mit 10.000 Euro


Erstellt:
Redaktion: Meissner, Valentina

Die Regisseurin, Drehbuchautorin und Schauspielerin Margarethe von Trotta wird mit dem Helmut-Käutner-Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf ausgezeichnet. Dies hat die Jury des Preises am Samstag, 26. November, im Filmmuseum Düsseldorf entschieden. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird zum 15. Mal vergeben.

Die Nachricht über die Jury-Entscheidung teilte Kulturdezernent Hans-Georg Lohe der Preisträgerin im Namen von Oberbürgermeister Thomas Geisel telefonisch mit. Margarethe von Trottas Reaktion: "Ich freue mich wirklich sehr über den Preis. Damit habe nicht gerechnet. Umso größer ist jetzt die Überraschung. Ich gehöre der Generation an, die den deutschen Film vor uns als 'Opas Kino' abgetan hat. Im Nachhinein muss ich sagen, dass das ein Fehler war. Gerade Helmut Käutner hat beeindruckende Filmwerke geschaffen. Über die Auszeichnung aus Düsseldorf freue ich mich auch deshalb sehr, weil ich hier aufgewachsen bin und sowohl die Stadt als auch Nordrhein-Westfalen Heimat für mich sind."

In der Begründung der Jury heißt es: "Margarethe von Trotta ist eine der wichtigsten Regisseurinnen des deutschen Kinos. Mit ihren Biografien widerständiger Frauen in Filmen wie 'Rosa Luxemburg' oder 'Rosenstraße' hat sie den deutschen Film seit den siebziger Jahren geprägt und eine nachfolgende Generation von Regisseuren und Regisseurinnen inspiriert. Sie hat mit ihren Filmen immer wieder Bruchstellen der Historie aufgesucht. In Werken wie 'Die bleierne Zeit', 'Hildegard von Bingen' oder 'Hannah Arendt' zeigte sie sich zugleich als profunde Chronistin deutscher Geschichte und als Persönlichkeit, die den gesellschaftspolitischen Diskurs nachhaltig beeinflusst."

Die feierliche Verleihung des 15. Helmut-Käutner-Preises findet im Frühjahr 2017 im Rathaus der Stadt Düsseldorf statt.


Margarethe von Trotta – Kurzvita
Margarethe von Trotta (geboren 1942 in Berlin) verbrachte ihre Kindheit und Jugend mit ihrer deutsch-baltischen Mutter Elisabeth von Trotta in Düsseldorf. Ihr Vater ist der Maler und Illustrator Alfred Roloff. Ihre ersten Filmerfahrungen sammelte sie bei einem Paris-Aufenthalt. Das Abitur legte sie am Theodor-Fliedner-Gymnasium in Düsseldorf-Kaiserswerth ab und begann dann in Düsseldorf ein Kunststudium. Während des Studiums entschied sie sich zudem an einer Schauspielschule Unterricht zu nehmen. 1964 hatte sie ihren ersten größeren Theaterauftritt in Dinkelsbühl.


Nach Auftritten in Stuttgart spielte sie 1969/1970 am Kleinen Theater am Zoo in Frankfurt am Main. In dieser Zeit übernahm sie auch Rollen in vier Filmen von Rainer Werner Fassbinder. 1971 heiratete sie den Regisseur Volker Schlöndorff (Scheidung 1991). Ihren ersten eigenen Film drehte Margarethe von Trotta 1977 mit "Das zweite Erwachen der Christa Klages".

Mit "Die bleierne Zeit" erregte sie internationale Aufmerksamkeit, indem ihr Werk bei den Filmfestspielen in Venedig 1981 den Goldenen Löwen gewann. Mit großem Aufwand entstand 1985 das filmische Porträt "Rosa Luxemburg", das mit Barbara Sukowa in der Titelrolle die politische wie die private Seite der Sozialistin und Revolutionärin auslotet.

Von Trotta drehte 1994 einen weiteren großen Publikumserfolg: "Das Versprechen", eine Ost-West-Liebesgeschichte, die mehrere Jahrzehnte umspannt. Sie erhielt für ihre Regie-Leistung den Bayerischen Filmpreis; der Film ging als deutscher Kandidat in die Vorauswahl zum Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film.

2009 nahm von Trotta sich wieder eines historischen Themas an: In "Vision – aus dem Leben der Hildegard von Bingen" schildert sie das Leben und die Entwicklung der legendären Mystikerin, die sowohl als Heilkundlerin als auch als frühe Vorkämpferin für Frauenrechte berühmt wurde.

Bei ihrem nächsten Kinofilm wandte von Trotta sich erneut einer historischen Figur zu: "Hannah Arendt" schildert das Leben und Wirken der jüdischen, deutsch-amerikanischen Philosophin, Theoretikerin und Journalistin. Neben weiteren Auszeichnungen erhielt "Hannah Arendt" beim Deutschen Filmpreis 2013 die Lola für die Beste Hauptdarstellerin und die Lola in Silber in der Kategorie Bester Spielfilm.

Von Trotta ist Mitglied der Europäischen Filmakademie, der Deutschen Filmakademie, der Akademie der Künste Berlin, Chevalier des Ordre des Arts et des Lettres, Offizier der Ehrenlegion. Sie lehrt seit 2004 als Professorin an der European Graduate School im schweizerischen Saas-Fee.


Filmografie (Auswahl)
Darstellerin
    1967: Tränen trocknet der Wind...
    1969: Baal
    1969: Götter der Pest
    1970: Der amerikanische Soldat
    1970: Warnung vor einer heiligen Nutte
    1970: Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach (auch Co-Drehbuch)
    1972: Die Moral der Ruth Halbfass (auch Regie-Assistenz)
    1972: Strohfeuer (auch Co-Drehbuch)
    1974: Das Andechser Gefühl
    1975: Die Atlantikschwimmer
    1976: Der Fangschuß (auch Co-Drehbuch)

Regie und Drehbuch
    1975: Die verlorene Ehre der Katharina Blum
    1978: Das zweite Erwachen der Christa Klages (Drehbuch mit Luisa Francia)
    1979: Schwestern oder Die Balance des Glücks
    1981: Die bleierne Zeit
    1983: Heller Wahn
    1986: Rosa Luxemburg
    1988: Fürchten und Lieben
    1990: Die Rückkehr (L’Africana)
    1993: Zeit des Zorns (Il Lungo silenzio)
    1995: Das Versprechen
    2000: Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cressphal (vierteiliger Fernsehfilm)
    2003: Rosenstraße
    2006: Ich bin die Andere
    2007: Tatort – Unter Uns
    2009: Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen
    2010: Die Schwester
    2012: Hannah Arendt
    2015: Die abhandene Welt

Hintergrund
Der Helmut-Käutner-Preis wird, wie es in der Satzung heißt, verliehen an "Persönlichkeiten, die durch ihr Schaffen die Entwicklung der deutschen Filmkultur nachdrücklich unterstützen und beeinflussen, ihr Verständnis gefördert und zu ihrer Anerkennung beigetragen haben". Der Filmpreis der Landeshauptstadt erinnert an den in Düsseldorf geborenen Regisseur Helmut Käutner (1908 Düsseldorf - 1980 Castellina, Italien). Bekannt wurde Käutner mit Filmen wie "Die Große Freiheit Nr. 7", "Des Teufels General" oder "Wir Kellerkinder".

Die Jury des Helmut-Käutner-Preises 2017 tagte am Samstag, 26. November 2016, im Filmmuseum Düsseldorf. Ihr gehörten an: der Vorsitzende des Kulturausschusses, Bürgermeister Friedrich G. Conzen, der stellvertretende Vorsitzende des Kulturausschusses, Manfred Neuenhaus, sowie Cornelia Mohrs und Karin Trepke als weitere Mitglieder des Kulturausschusses; ferner Hans-Georg Lohe (Kulturdezernent der Landeshauptstadt Düsseldorf), Bernd Desinger (Leiter des Filmmuseums Düsseldorf), Petra Müller (Geschäftsführerin Film- und Medienstiftung NRW), der Regisseur (und Oscar-Preisträger) Florian Gallenberger, der Filmproduzent Michael Wiedemann und der Filmjournalist Rudolf Worschech.


Die bisherigen Käutner-Preisträger
2015: Ulrich Tukur, Schauspieler und Musiker
2013: Christian Petzold, Regisseur
2010: Christoph Schlingensief, Film-, Theater-, Opern- und Fernsehregisseur,
Aktionskünstler
2007: Dieter Kosslick, Leiter der Internationalen Filmfestspiele Berlin
2004: Wim Wenders, Filmregisseur
2001: Hannelore Hoger, Schauspielerin
1999: Rudolf Arnheim, Kultur- und Medienkritiker
1995: Hanns Eckelkamp, Filmproduzent und Verleiher, Enno Patalas,
Filmkritiker und –kurator, Wolf Donner, Filmpublizist
1993: Hildegard Knef, Schauspielerin und Autorin
1990: Wolfgang Kohlhaase, Drehbuchautor und Schriftsteller
1988: Ulrich Gregor, Co-Direktor der Internationalen Filmfestspiele
Berlin, sowie Hilmar Hoffmann, Gründer der westdeutschen Kurzfilmtage
Oberhausen, Kulturdezernent der Stadt Frankfurt, Präsident der
Goethe-Institute
1986: Bernhard Wicki, Film- und Fernsehregisseur, Schauspieler
1984: Wolfgang Staudte, Film- und Fernsehregisseur
1982: Lotte Eisner, Filmhistorikerin und –publizistin

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