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Umwelt

Grundwassersanierungsanlage geht im Schlosspark Benrath in Betrieb

Großflächige Grundwasserverunreinigung mit chlorierten Kohlenwasserstoffen zwischen Hilden und Benrath wird in vier Stufen saniert


Erstellt:
Redaktion: Paulat, Volker

Die Grundwasserverunreinigung Hilden/Benrath mit chlorierten Kohlenwasserstoffen (CKW), die aus dem Kreis Mettmann über drei Kilometer bis auf Düsseldorfer Gebiet reicht, wird in 4 Stufen saniert. Mit der Inbetriebnahme einer Sanierungsanlage im Schlosspark Benrath wird die vierte Stufe zur Sanierung der Gesamtverunreinigung angegangen. Umweltdezernentin Helga Stulgies und die stellvertretende Leiterin des Umweltamtes Dr. Inge Bantz haben die neue Anlage am Montag, 14. November, offiziell in Betrieb genommen.

Bereits seit 2010 sind drei Sanierungseinrichtungen auf Hildener und Düsseldorfer Stadtgebiet in Betrieb. Sie haben inzwischen zu einer deutlichen Verringerung der Grundwasserverunreinigung geführt. Insgesamt wurden seit Sanierungsbeginn 22,3 Millionen Kubikmeter Grundwasser gefördert und 3,4 Tonnen CKW aus dem Grundwasser entfernt.

In der neuen Anlage im Schlosspark auf einem Lagerplatz südlich der Orangerie werden 90 Kubikmeter Grundwasser pro Stunde gereinigt. Das Grundwasser wird aus einem Brunnen unmittelbar neben der Sanierungsanlage gefördert und über eine unterirdische Rohrleitung bis zur Anlage gepumpt. Dort wird das geförderte Grundwasser zunächst zur Entfernung von gelöstem Eisen und Mangan über Mehrschichtkiesfilter geleitet. Danach erfolgt die Abreinigung der chlorierten Kohlenwasserstoffe über Aktivkohlefilter. Das gereinigte Grundwasser wird in etwa 60 Meter Entfernung in die Itter eingeleitet.

Die Grundwasserverunreinigung resultiert aus verschiedenen Einträgen von CKW in Hilden, Kreis Mettmann, und Düsseldorf, wobei sich die von den Eintragsstellen ausgehenden Verunreinigungen zu der vorliegenden Gesamtverunreinigung von drei Kilometern Länge und bis zu 900 Metern Breite überlagert haben. Haupteintragsstelle ist das Grundstück einer Entfettungsanlage, die in Hilden betrieben wurde.

Zusätzlich zu den Verunreinigungen des Grundwassers durch CKW auf dem Gebiet des Kreises Mettmann wurden CKW auf dem Gelände eines metallverarbeitenden Betriebes in Düsseldorf in das Grundwasser eingetragen. Dieser Grundwasserschaden wird seit 1990 vom Verursacher auf freiwilliger Basis saniert. Im Rahmen der Sanierung werden aktuell bis zu 25 Kubikmeter Grundwasser pro Stunde aus drei Brunnen auf dem Betriebsgelände entnommen. Seit Sanierungsbeginn wurden mehr als 8,6 Millionen Kubikmeter Grundwasser entnommen und eine Schadstoffmenge von rund 1.700 Kilogramm CKW entfernt.

Die Landeshauptstadt hat gemeinsam mit dem Kreis Mettmann ein Gesamtsanierungskonzept erarbeitet, das mit Mitteln des Landes gefördert wird. Zur Umsetzung des Sanierungskonzeptes wurde im April 2008 ein öffentlich-rechtlicher Vertrag mit dem Kreis Mettmann und dem Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV) geschlossen. Zudem erfolgte im September 2008 der Abschluss eines Vergleichsvertrages im verwaltungsgerichtlichen Mediationsverfahren mit dem Kreis Mettmann und der Rechtsnachfolgerin der Verursacherin, die sich durch Zahlung eines Pauschalbetrages an den Sanierungskosten beteiligt.

Zeitgleich mit der Inbetriebnahme der Sanierungsanlage beginnt im Naturkundemuseum im Schloss Benrath eine Ausstellung rund um das Thema Grundwasser und Grundwassersanierung. Dort wird unter anderem auch die neu errichtete Anlage im Schlosspark in das Gesamtsanierungskonzept eingeordnet und die Strategie der Stadt zur Grundwassersanierung erläutert. Die Ausstellung befindet sich am Eingang zum Museum und kann kostenfrei besichtigt werden.

Hintergrund Grundwasser

Düsseldorf liegt in einer wasserreichen Region. Um die Versorgung der Bevölkerung und der Wirtschaft mit Trinkwasser aus ortsnahen Grundwasservorkommen auch weiterhin zu ermöglichen und die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten des Grundwassers für zukünftige Generationen wieder herzustellen und zu erhalten, spielt der Schutz der Ressource "Wasser" und besonders der Schutz des Grundwassers vor Verunreinigungen eine entscheidende Rolle.

Grundwasser wurde und wird in Düsseldorf traditionell intensiv und vielfältig genutzt. Im Stadtgebiet werden fünf Wasserwerke zur öffentlichen Trinkwasserversorgung betrieben, deren Einzugsgebiete rund ein Drittel der Stadtfläche in Anspruch nehmen. Darüber hinaus sind mehrere hundert private Grundwasserentnahmen für unterschiedliche Nutzungen wie Produktionswasser, Brauchwasser, Trinkwasser, Spülwasser, Eigenwasserversorgung, Feldberieselung oder Zierbrunnen über das Stadtgebiet verteilt. Zusätzlich hat in den letzten Jahren die Zahl der geothermischen Nutzungen des Grundwassers zu Kühl- und Heizzwecken deutlich zugenommen.

Durch jahrzehntelange industrielle und gewerbliche Nutzungen wurde das Grundwasser aber auch an vielen Stellen verunreinigt und so die Nutzbarkeit zum Teil erheblich eingeschränkt. Die in Bezug auf den Grundwasserschutz wichtigste Schadstoffgruppe sind die CKW, leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe. Würden die einzelnen Verunreinigungen dieser Stoffgruppe im Stadtgebiet hintereinander aufgereiht, ergäbe sich eine Gesamtverunreinigungslänge von 47 Kilometern. Die Verunreinigungen aller anderen Schadstoffe zusammengefasst ergäbe eine Länge von rund 30 Kilometern. Daher wurde und wird die Sanierung von CKW-Grundwasserverunreinigungen von der Stadt mit Priorität betrieben.

In Düsseldorf sind sieben großflächige und mehrere lokal begrenzte Grundwasserverunreinigungen durch chlorierte Kohlenwasserstoffe bekannt. Das Grundwasser gilt als verunreinigt, wenn für die Stoffgruppe der CKW ein Schwellenwert von 10 bis 20 Mikrogramm je Liter überschritten ist. Entsprechend den wasserrechtlichen Vorgaben sind die aktuell noch vorhandenen Verunreinigungen des Grundwassers spätestens bis zum Jahr 2027 zu sanieren.

Derzeit sind rund 40 private und städtische Grundwassersanierungsanlagen auf dem Stadtgebiet Düsseldorf in Betrieb. Durch konsequente Sanierung hat sich die Flächenausdehnung der CKW-Grundwasserverunreinigungen im Stadtgebiet in den letzten 20 Jahren um fast zwei Drittel reduziert.

Neu in die Bearbeitung aufgenommen wurden in den letzten 10 Jahren Grundwasserverunreinigungen mit perfluorierten Tensiden (PFT), die aufgrund ihrer Stoffeigenschaften und ihres Ausbreitungsverhaltens im Grundwasser zukünftig die Bedeutung der CKW für den Grundwasserschutz erreichen oder sogar übersteigen werden.

Diese Stoffgruppe wird auch bei der CKW-Sanierung Hilden/Benrath zunehmend relevant, da sich zusätzlich zur CKW-Verunreinigung auch eine PFT-Verunreinigung ausbreitet. Diese zusätzliche Problematik wird jedoch bei der laufenden Sanierung berücksichtigt.

Hintergrund: Chlorierte Kohlenwasserstoffe

Chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW) bilden eine Stoffgruppe organischer Verbindungen und eine Untergruppe der Halogenkohlenwasserstoffe. CKW werden deshalb häufig in der Metall- und Glasindustrie, bei der Chemischen Reinigung und in der Textilbearbeitung als nicht brennbare Lösungsmittel für Reinigungs-, Entfettungs- und Extraktionsprozesse verwendet. Die Stoffe sind jedoch giftig und chronisch gesundheitsgefährdend, mit karzinogener Wirkung, und besitzen ein zumeist großes umweltschädigendes Potenzial.


Anmerkung für die Redaktion:
Im Anschluss an den Termin stehen Ihnen im Medienportal Fotos zum Download zur Vefügung unter www.duesseldorf.de

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