Fragen und Antworten
Wie können wir tiefe Geothermie nutzen?
Beim Gedanken an Geothermie kommen einem vielleicht als erstes heiße Quellen, Geysire auf Island oder Thermalbäder wie in Aachen in den Sinn. Und tatsächlich deckt Island 66 Prozent seines gesamten Energiebedarfes mit Geothermie.
In der Europäischen Union waren es 2017 hingegen nur 1,3 Prozent (Quelle: Quarks). Das heiße Wasser kommt tief aus dem Inneren der Erde. In 4.000 Metern Tiefe werden in der Regel über 100 °C erreicht. Wenn die notwendigen Leiter nicht auf natürliche Weise vorhanden sind, bedarf es einer tiefen Bohrung, über die das heiße Wasser gefördert und (ggf. über Wärmetauscher) ins Fernwärmenetz eingespeist wird.
Wo liegen die Vorteile?
Die klima- und umweltfreundliche Erdwärme ist rund um die Uhr verfügbar – bei jedem Wetter, das ganze Jahr über. Geothermie gilt als CO2-neutral und ist nach menschlichem Ermessen unerschöpflich. Außerdem stellt sich bei der Geothermie nicht die Frage nach einem Speichersystem, da sie im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Energien wie Windkraft und Solarenergie wie oben beschrieben immer verfügbar ist. Das bringt viele Vorteile für Haushalte, Gewerbe und Industrie.
Da Tiefengeothermie-Kraftwerke nur wenig Fläche verbrauchen, sind sie in dichten Ballungsräumen wie Düsseldorf, in denen eine hohe Konkurrenz um Freiflächen besteht, von Vorteil.
Ein weiterer großer Vorteil ist, dass die Energie regional gewonnen und die Energieversorgung damit unabhängiger von Importen wird.
Gibt es Nachteile der Tiefengeothermie?
Die mehr als 40 Geothermieanlagen in Deutschland arbeiten sicher und zuverlässig. Zwar gab es in der Vergangenheit manchmal unerwünschte Auswirkungen geothermischer Vorhaben. Solche Auswirkungen sind aber mittlerweile technisch bewältigt und so gut wie ausgeschlossen.
In der Niederrheinischen Bucht, wo große Teile Düsseldorfs liegen, gibt es im Schnitt einige Male pro Woche natürliche Erdbeben – nicht spürbar, aber messbar (Mikroerdbeben). Auch Menschen verursachen seismische Wellen (z.B. durch Sprengungen, Fahrzeugbewegungen). Diese sogenannte Induzierte Seismizität ist ebenfalls nicht oder kaum spürbar und kann nur mit hochempfindlichen Messinstrumenten nachgewiesen werden. Unter Umständen kann auch die hydrothermale Geothermie seismische Ereignisse auslösen, die jedoch nicht oder nur geringfügig bemerkbar sind. Die Seismische Überwachung vor und während des Betriebes geothermischer Anlagen ist Standard, um bei ersten Anzeichen Induzierter Seismizität die Betriebsabläufe des Geothermie-Kraftwerks anzupassen und damit weiteren seismischen Ereignissen vorzubeugen.
Das Grundwasser wird bei der Errichtung der Bohrlöcher durch dichte Verrohrungen gesichert. Die Bohrungen werden mehrfach verrohrt, damit die höher liegenden, zur Gewinnung von Trinkwasser genutzten Grundwasserstockwerke vor Verunreinigung durch heißes Tiefenwasser geschützt sind. Heißes Tiefenwasser kann Mineralien enthalten, die Rohrmaterialien angreifen und wird daher in getrennten Leitungen geführt.
Zu Beginn sind aufgrund tiefer Bohrungen relativ hohe Investitionskosten zu stemmen.
Warum in Düsseldorf?
Düsseldorf verfügt bereits über ein gut ausgebautes Fernwärmenetz, welches sich für die Nutzung hydrothermaler Tiefengeothermie sehr gut eignet. Der geringe Flächenverbrauch der Kraftwerke ist ein besonderer Vorteil für das dichte Ballungsgebiet Düsseldorf.
Die im Düsseldorfer Norden vermuteten tiefliegenden Riff- und Massenkalke als wichtige Reservoirgesteine sind Voraussetzung für die Nutzung der hydrothermalen Tiefengeothermie.