Jungbäume - Von der Schule in die Stadt
Jungbäume werden in acht bis zwölf Jahren in der städtischen Baumschule auf ihr späteres Leben als Straßenbaum vorbereitet. Als Steckholz (Platanen) oder Sämling (Ahorn) beginnt die Produktion der Pflanzen.Bereits im jungen Alter eines Baumes spielt die Form eine große Rolle. An dieser wird zunächst ordentlich gefeilt. Hierfür werden zum Beispiel Äste beschnitten oder Wurzeln gekürzt. Letzteres ist wichtig, damit der Baum früh lernt, auf engstem Raum zu leben und trotzdem kräftig zu bleiben. Zudem muss der Haupttrieb des Baumes gerade wachsen. Um dies zu erreichen, wird die junge Pflanze an Stäbe gebunden und fixiert.
In den drei bis vier letzten Schuljahren wird der junge Baum immer wieder verschult, also verpflanzt, und mit Düngen, Schnitt, Bodenpflege und Wässerung rundum versorgt. Zweimal im Jahr wird weiter etwas für die Form getan, indem man die Äste stutzt. Dabei bleiben nur ein halbes Dutzend verschont; sie sollen später zu den starken Hauptästen des Baumes werden.
400 bis 600 Jungbäume werden auf der elf Hektar großen Fläche der städtischen Baumschule im Stadtteil Stockum herangezüchtet. Da die Anzahl an Neupflanzungen insbesondere durch die großen Schäden nach dem Orkan Ela im Juni 2014 sehr hoch ist, wird auch auf "Absolventen" externer Baumschulen zurückgegriffen. Soll der Baum ausgepflanzt werden, graben sich die scharfen Messer der Ballenstechmaschine in den Boden des Jungbaums. Dabei kappen sie die Wurzeln und umschließen die Erde wie ein großer Blumentopf.
Samt Wurzelballen wird der Baum nun aus der Erde gehoben und an seinen Standort gebracht. Bei seiner "Entlassung" hat der Baum jetzt einen Stammumfang von 30 bis 35 Zentimetern und verastet erst in einer Stammhöhe von 420 Zentimetern. Dies ist für eine Pflanzung am Straßenrand besonders wichtig, damit ihn später Autos und Lastwagen passieren können.
Bei gutem und gesundem Wuchs kann er an diesem Standort bis zu 100 Jahre alt werden. Bevor der Baum nun an seinen endgültigen Standort im Straßenraum gepflanzt wird, sind einige Vorbereitungen zu treffen. So sind nach dem Sturm an vielen Stellen die Baumstümpfe der zerstörten und gefällten Sturmbäume noch vorhanden. Sie müssen zunächst aus dem Boden gefräst werden. Erst dann kann eine neue Baumgrube ausgehoben werden. Rund drei dieser zwölf Kubikmeter großen Baumgruben können die Teams des Gartenamtes am Tag ausheben, in die sie die Bäume setzen.
Gepflanzt wird übrigens nur in der so genannten Vegetationsruhe, also von November bis April – solange der Boden frostfrei bleibt.
Die Grube wird dann mit Pflanzsubstrat gefüllt, in dem der Baum gut angehen kann. Um ihn zu schützen und gerade wachsen zu lassen, wird der Baum mit einem hölzernen Dreibock und Seilen fixiert. Der Stamm erhält oft auch eine Schutzmanschette aus Kunststoff. Sie schützt den jungen Baum vor Schäden durch Mäharbeiten am Boden.
Ebenso sorgt ein angebrachter weißer Schutzanstrich aus einer "mitwachsenden" Spezialfarbe den Baum vor Rissbildungen, die durch starke Sonneneinstrahlung oder Frost entstehen können. Damit werden Pilze und Schädlinge abgehalten, die den jungen Baum schädigen würden.
Der Neuling im Straßenraum wird nach der Pflanzung nicht sich selbst überlassen. Die Teams des Gartenamtes behalten alle Jungbäume im Auge. Schließlich soll die Investition ins Stadtgrün lange gedeihen, dabei Schatten spenden und das Stadtklima verbessern.