Ein durch die Arbeitsstelle für Provenienzforschung bzw. das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste gefördertes Projekt (September 2014 bis Mai 2015)
Das Kunstmuseum Düsseldorf (heute: Stiftung Kunstpalast) erhielt in der Zeit von 1949 bis 1968 von dem Düsseldorfer Juristen Dr. Hans Lühdorf (1910–1983) eine hochkarätige, insgesamt etwa 120 Arbeiten umfassende Sammlung expressionistischer Kunst auf Papier, davon 70 Arbeiten im Jahr 1964 als Schenkung. In ihr finden sich graphische Blätter von Erich Heckel, Wassily Kandinsky, Emil Nolde, Karl Schmidt-Rottluff und anderen.
Mit dem Wunsch, die Sammlung auszustellen, verband der Kunstpalast die Selbstverpflichtung, zunächst die Provenienzen der vor 1945 entstandenen Blätter zu ermitteln, die zu Projektbeginn nur in Ausnahmefällen bekannt waren. Im Zuge der Recherchen stellte sich heraus, dass Dr. Hans Lühdorf Anfang 1939 anfing, seine Sammlung systematisch und in Absprache mit dem Kunstmuseum Düsseldorf aufzubauen. Durch zahlreiche Besuche der Ausstellung „Entartete Kunst“, allein 14 mal in Düsseldorf, hatte er sich zunehmend für den Expressionismus begeistert und entschieden, die zu jener Zeit offiziell verfemte Kunst für die Nachwelt zu erhalten.
Etwa ein Drittel der untersuchten Arbeiten, unter denen die Werke von Schmidt-Rottluff, Heckel, Jawlensky, Nolde, Mueller und Klee am häufigsten vertreten sind, erwarb der Sammler bei der Düsseldorfer Galerie Vömel, die ihm auch zahlreiche Kontakte zu Künstlern und Sammlern vermittelte. Elf von den bei Vömel erworbenen Blättern konnten identifiziert werden, ihre Spur führt in einigen Fällen sogar noch weiter zurück: So tragen drei Blätter des Vömel-Bestandes (insgesamt fünf des untersuchten Konvoluts) ein Nummerierungssystem, das sich als Lagersystem der Galerie Arnold (Inhaber: Ludwig Wilhelm Gutbier) herausstellte, die von 1818 bis 1934 in Dresden und seit 1937 in München ansässig war: eine fünfstellige, mit Bleistift rechts unten auf dem Vorderseite vermerkte Nummer, der ein R vorangestellt ist.
Lückenlos ließen sich die Provenienzen von etwa zehn Prozent der Werke klären, nämlich dann, wenn der Sammler die Graphiken von den Künstlern selbst erworben hatte. Zu ihnen nahm Lühdorf zunehmend Kontakt auf, als der Erwerb über den Kunsthandel nur noch eingeschränkt möglich war. Alexej Jawlensky etwa schenkte ihm einige Lithographien, der Sammler hatte ihn in dessen letzten Lebensmonaten etwa 30 Mal in Wiesbaden besucht. Aus seinem Besitz erwarb Lühdorf außerdem einen Holzschnitt von Franz Marc. Emil Nolde überließ ihm wiederum für sein Engagement für den kranken Jawlensky einige seiner eigenen Radierungen. Da es sich bei dem weitaus größten Teil der Sammlung um Druckgraphik, also in Auflage hergestellte Papierarbeiten, handelt, ist die Provenienz in vielen Fällen lückenhaft geblieben.
Ausführliche Informationen zum Leben und Wirken des Sammlers Dr. Hans Lühdorf finden Sie im gleichnamigen Katalog zur Ausstellung.
Sämtliche Provenienzforschungsergebnisse zu den einzelnen Papierarbeiten der Sammlung Lühdorf sind publiziert im
Digitalen Kunst- und Kulturarchiv (d:kult) der Landeshauptstadt Düsseldorf
Klee, Marc, Nolde ... Expressionistische Graphik aus der Sammlung Dr. Hans Lühdorf, Stiftung Kunstpalast Düsseldorf, 30. Oktober 2015 bis 24. Januar 2016.
Nähere Informationen zum Förderprojekt finden Sie beim
Deutschen Zentrum Kulturgutverluste.