Das Gemälde „Die büßende Maria Magdalena“ in einer Teilkopie nach Peter Paul Rubens ist als ein aus früherem jüdischen Eigentum der Felicia Lachmann-Mosse stammendes, NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut identifiziert worden.
Das Werk war spätestens seit 1912 im Besitz von Rudolf Mosse (1843–1920), der das Bild wie auch sein Unternehmen, die Rudolf Mosse OHG, laut Testament vom 18. Januar 1920 seiner Adoptivtochter Felicia Lachmann-Mosse vererbt hatte.
Die Erbengemeinschaft nach Felicia Lachmann-Mosse trug auf Grundlage eines Beschlusses des Kammergerichtes von 1954 vor, dass Felicia Lachmann-Mosse bereits mit Gründung der Rudolf Mosse Stiftung GmbH im April 1933 die „rechtliche, tatsächliche und wirtschaftliche Verfügungsbefugnis“ über ihr Privatvermögen verfolgungsbedingt verloren hatte. Auch das Amt zur Regelung offener Vermögensfragen kam mit rechtskräftigem Bescheid vom 11. November 1992 zum selben Ergebnis. Spätestens mit der Gründung der Rudolf Mosse Treuhandverwaltung GmbH im Frühjahr 1934 ist nach den Nachforschungen der Mosse Art Research Initiative, der Provenienzforschung der Stadt Köln sowie der Provenienzforschung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe davon auszugehen, dass der Ablauf des im Zuge der Weltwirtschaftskrise eingeleiteten Konkurs- bzw. Vergleichsverfahrens durch das NS-Regime nachhaltig beeinflusst und das in Rede stehende Gemälde verfolgungsbedingt entzogen wurde.
Über die Rudolf Mosse Treuhandverwaltung GmbH wurde das Gemälde als Nachtrag in die Auktion am 29./30. Mai 1934 der Firma Rudolf Lepke’s Kunst-Auctions-Haus in Berlin eingeliefert. Dort blieb es unverkauft. Zu diesem Zeitpunkt war Felicia Lachmann-Mosse bereits emigriert. Im Jahr 1936 kam das Gemälde zwei weitere Male auf Versteigerungen bei Lepke zum Aufruf, wurde jedoch abermals nicht verkauft. Die Spur des Werkes verliert sich nach Oktober 1936, bis es spätestens 1943 Eingang in die Sammlung von Dr. Moritz J. Binder (1877–1947) gefunden hat und nach seinem Tod 1947 als Teil der Schenkung Binder in die Städtische Kunstsammlung Düsseldorf (heute: Stiftung Kunstpalast) gelangte.
Dr. Moritz Julius Binder war Kunsthistoriker und Kunstsammler und in den Jahren 1913–1934 Direktor des Berliner Zeughauses. Nach seiner Entlassung aus dem Staatsdienst wurde er zum Berater des Berliner Kunsthändlers Johannes Hinrichsen sowie auch Berater von Hermann Göring bei dessen Kunstkäufen und war damit nachweislich in den Handel mit NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern involviert. Die Restitution des in Rede stehenden Gemäldes wird zum Anlass genommen, die gesamte Schenkung Moritz J. Binder ab Herbst 2019 systematisch auf mögliche NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter zu überprüfen.
Gemeinsame Presseerklärung
Pressemitteilung zur Rückgabe des Gemäldes
Die Landeshauptstadt Düsseldorf ist offizieller Kooperationspartner der
Mosse Art Research Initiative (MARI)