Unter dem Motto „Visionen und Alpträume – Die Stadt der Zukunft im Film“ zeigt das Filmmuseum Düsseldorf im Rahmen der Quadriennale 2014 eine faszinierende Ausstellung zur filmischen Sicht auf die Zukunft. Dafür begibt es sich zum ersten Mal aus seinem Gebäude in der Altstadt in die Räumlichkeiten des ehemaligen NRW-Forums. Die dort gegebene große Fläche und Höhe korrespondieren ideal mit dem Titel der Ausstellung. Denn die Ausstellungsräume ermöglichen in besonderer Weise die Umsetzung visionärer Ideen und Elemente, insbesondere aus dem Bereich der (Stadt-)Architektur und des Verkehrs.
Als besondere Attraktion lassen Nachbauten der Filmsets aus „Metropolis“ und „Blade Runner“ die Besucherinnen und Besucher in die spektakulären und gleichzeitig bedrohlichen Zukunftswelten eintauchen. Zahlreiche Requisiten, Fotos, Entwürfe, Drehbücher und andere Materialien – nicht nur zu diesen Filmen, sondern auch aus vielen anderen Science-Fiction-Produktionen – werden ebenfalls präsentiert. Außerdem ist ein Modell des „Raumschiffs Enterprise“ zu sehen, welches von Erfinder Gene Roddenberry als im Weltraum reisende Stadt konzipiert worden war. Begleitet wird die Ausstellung durch eine umfassende Filmreihe in der Black Box, sowie durch thematische Einführungen und Vorträge.
Themenbereiche der Ausstellung
Der Blick in die Zukunft ist eines der beliebtesten Motive im Film, namentlich im Genre der Science-Fiction. Viele Science-Fiction-Filme befassen sich mit Städtevisionen der Zukunft, sie sind diesbezüglich Teil der cineastischen Erfahrungswelt des Zuschauers und brechen sich auf spannende Weise mit seiner Realwelt. Dies zieht sich von Filmen wie "Metropolis" über "Fahrenheit 451" bis hin zu zeitgenössischen Filmen wie "Blade Runner", "Minority Report" oder „Cloud Atlas“ durch. Der Außenraum spiegelt dort zumeist die aktuelle gesellschaftliche Verfassung. Während Filme bis etwa 1950 häufig durchaus positive Visionen zufriedener Menschen in futuristischer Umgebung zeigen, neigen die Filme ab den 1960er-Jahren dazu, den Blick in die Zukunft eher als Dystopie zu behandeln.
Die Darstellung der Stadt der Zukunft im Film war eng gebunden an die jeweilige Entwicklung von Technik und Wissenschaft. In den 1920er-Jahren, in einer Phase der Fortschrittsgläubigkeit, entstanden Filme, die die Zukunftsentwicklung der Stadt als große Chance sahen, das Leben der Menschen humaner zu gestalten. Die Versöhnung der Ober- und Unterwelt in „Metropolis“ deutet dies an, aber auch Idealvorstellungen einer Stadt wie in „Things to come“. Bis in die 1950er-Jahre hinein gab es durchaus positive Stadtutopien wie etwa „The Fountainhead“, eine fiktive Biografie des Architekten Frank Lloyd Wright, die dem visionären Städteplaner regelrecht ein Denkmal setzt.
Seit Ende des Zweiten Weltkrieges, vor allem auch nach den Erfahrungen des Vietnamkrieges und moderner Massenvernichtungsmittel überwog die Skepsis in der Darstellung der modernen Stadt, sie wurde zum Inbegriff der negativen Auswirkungen der Zivilisation schlechthin. Die Verfilmung des Romans „Fahrenheit 451“ von Ray Bradbury zeigt eine freudlose, deprimierende Stadt, die als Gegensatz zur heilbringenden, mit positiven Kräften ausgestatteten Natur gezeigt wird. Ein Vorgriff auf die Straßenkämpfe in den Vorstädten vieler heutiger europäischer Metropolen ist Stanley Kubricks „A Clockwork Orange“, wo die Stadt der Zukunft gewissermaßen als verwahrloster Ort der Kriminalität gezeigt wird. Filme wie „Blade Runner“ gehen einen Schritt weiter: Dort wirkt die moderne Stadt wie ein Kriegsgebiet, das kaum noch betreten werden kann.