Die Bodendenkmalpflege gewann in Düsseldorf seit der Mitte der 80er Jahre an Bedeutung.
Die Städte unterliegen einem starken Veränderungsdruck – auch im Tiefbau. Straßentieferlegungen, Tiefgaragenneubauten, U-Bahnbauten haben im letzten Jahrzehnt erheblich zugenommen und werden in den Innenstädten wichtige Baumaßnahmen der nächsten Jahre bleiben.
Das Zentrum der Städte deckt sich in vielen Fällen mit dem historischen Stadtkern, das heißt hier befinden sich neben den ältesten Kirchen, Profanbauten, Wehranlagen, Plätzen auch unterirdisch die stadtgeschichtlich wichtigsten Epochen.
Hier sind Belege für die Stadtgeschichte zu finden; Zeugnisse, die Auskunft geben über Bauweisen, Baumaterialien, Stadtgrundrisse, aber auch über das Alltagsleben der verschiedenen städtischen Bevölkerungsgruppen, über wirtschaftliche Blütezeiten und Zeiten des politischen Bedeutungsverlustes. Städte haben somit eine weitere historische Dimension – unter dem Pflaster. Sie führt weit über das hinaus, was noch heute von sichtbarer Stadtgeschichte vor Ort, im Museum oder Stadtarchiv erlebt und nachgelesen werden kann. Archäologische Geschichtszeugnisse sind von unersetzlicher Qualität, denn sie dokumentieren Ausschnitte von Alltag und Lebensformen, die andere Quellengattungen aussparen. Häufig korrigieren neue Forschungsergebnisse aus Ausgrabungen sogar das bisher geläufige Bild zum Beispiel von der mittelalterlichen Stadtgestalt. Die Überlieferung der archäologischen Zeugnisse ist nicht bestimmt von den Vorstellungen der Menschen, was sie für aufschreibenswert oder der Nachwelt für würdig halten. Bodenurkunden überliefern das, was Zeitgenossen wegwarfen, des Aufbewahrens nicht für würdig hielten, das, was aus verschiedenen Gründen entfernt, abgerissen oder verändert wurde.
Da die Archäologen in alle städtebaulichen Planungsprozesse einbezogen werden, können überraschende Entdeckungen – vor allem beim Straßenbau – in der Regel vermieden werden. Präzise Erkenntnisse zur untertägigen Topografie sind vor allem dann gefordert, wenn ein Bodendenkmal wegen anderer öffentlicher Interessen höherer Gewichtung voraussichtlich nicht erhalten werden kann.
Um das archäologische Potential von bislang unerforschten Spuren der Menschheitsgeschichte zu ergründen, wird im Zuge einer sogenannten "Prospektion" das Bodenarchiv weitgehend zerstörungsfrei untersucht. Bei der Auswertung von historischen Plänen, Luftbildern, Sammelfunden und Bohrsondagen zeigen sich die charakteristischen Eigenschaften des gefährdeten Fundplatzes.
Angesichts der Gefahren für die Stadtgeschichte und somit für die Identität unserer Städte, ist es bedauerlich, dass die Bodendenkmalpflege mit Akzeptanzproblemen in der Bevölkerung kämpfen muss. Für nicht wenige Menschen ist es immer noch unvorstellbar, dass unsere Geschichte auch im Boden liegt.