Landeshauptstadt Düsseldorf stellt neuen Antisemitismusbeauftragten vor
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Vorstellung des Antisemitismusbeauftragten: (V. l.) Bert Römgens, Jüdische Gemeinde Düsseldorf, OB Dr. Stephan Keller, der Antisemitismusbeauftragte Wolfgang Rolshoven sowie Dr. Bastian Fleermann, Leiter Mahn- und Gedenkstätte; Foto: Ingo Lammert
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: "Wir haben Anfang des Jahres mit zahlreichen Veranstaltungen das Ende des Zweiten Weltkriegs und das Ende der Shoah gewürdigt. Und doch müssen wir feststellen, dass sich viele Jüdinnen und Juden heute, 80 Jahre später, wieder unsicher fühlen - sie werden beleidigt, bedroht und angegriffen. Dies dürfen wir nicht hinnehmen. Es ist unsere Aufgabe, solchem Hass, solcher Diskriminierung und Ausgrenzung entschieden entgegenzutreten. Die Landeshauptstadt setzt mit der Schaffung einer eigenen Stabsstelle und dem neuen Beauftragten zur Bekämpfung von Antisemitismus und zur Förderung jüdischen Lebens in Düsseldorf hier ein deutliches Zeichen." Der Oberbürgermeister weiter: "Mit Wolfgang Rolshoven gewinnen wir einen hervorragend vernetzten Düsseldorfer, der die Stadt und ihre Menschen kennt. Er genießt bei unserer Jüdischen Gemeinde und in der Stadtgesellschaft ein hohes Ansehen und viel Vertrauen. Ich danke ihm für die Übernahme dieses Ehrenamtes."
Wolfgang Rolshoven: "Ich freue mich auf meine Aufgaben. Ich beginne meine Arbeit aber auch im klaren Bewusstsein, dass dies eine schwierige Herausforderung ist, die wir als Stadtgesellschaft nur ganzheitlich und gemeinsam werden stemmen können. Niemand kann ein solches Problem alleine bewältigen. Aber ich bin sicher, dass Düsseldorf in Gänze viel erreichen kann. Hierauf baue ich. Düsseldorf hat die drittgrößte jüdische Gemeinde in der Bundesrepublik. Unsere jüdischen Freunde zählen auf unser Engagement. Sie sollen sich hier sicher und angenommen fühlen. Das ist mir wichtig."
Dr. Bastian Fleermann: "Der Hass auf Jüdinnen und Juden sowie auf den Staat Israel, dem sich die hiesigen jüdischen Gemeinden eng verbunden fühlen, hat ein erschreckendes Ausmaß angenommen – insbesondere seit dem 7. Oktober 2023. Es ist wichtig, dass Düsseldorf als Landeshauptstadt hier noch aktiver wird und nun einen kommunalen Beauftragten hat, der sehr viel kommunizieren muss und sich aktiv einbringen wird. So sehr bedauerlich es ist, dass wir in Deutschland solche Beauftragten benötigen, so wichtig ist es, dass wir sie haben und dass es sie gibt."
Der Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf hatte in seiner Sitzung vom 12. Dezember 2024 die Einrichtung einer eigenständigen Position zur Bekämpfung von Antisemitismus und zur Förderung jüdischen Lebens in Düsseldorf beschlossen. Der Antisemitismusbeauftragte – im Büro des Oberbürgermeisters angesiedelt und dort durch eine eigene Stabsstelle unterstützt – soll insbesondere Maßnahmen zur Antisemitismusprävention koordinieren, Projekte initiieren und ein starkes Netzwerk mit gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren aufbauen. Ziel ist es, durch gemeinsame Initiativen sowie Einwerbung von Drittmitteln langfristig wirksame Strukturen gegen Antisemitismus zu schaffen und jüdisches Leben in Düsseldorf sichtbar zu stärken. Ebenso ist der Antisemitismusbeauftragte Ansprechpartner für Personen, die von antisemitischen Vorfällen betroffen sind. Der Kontakt kann über die E-Mail-Adresse gegen-antisemitismus@duesseldorf.de aufgenommen werden. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.duesseldorf.de/gegen-antisemitismus
Rund 56.000 Euro für Projekte gegen Antisemitismus
Wolfgang Rolshoven hatte sich in der Vergangenheit immer wieder für die Belange der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf stark gemacht und zahlreiche gesellschaftlich relevante Projekte mit initiiert und verantwortet. Zuletzt machte er durch eine viel beachtete Spendenaktion auf sich aufmerksam: Anlässlich des Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, 27. Januar 2025, initiierte Wolfgang Rolshoven gemeinsam mit den Düsseldorfer Jonges und Richard Isselhorst für die Freundeskreise der städtischen Kulturinstitute eine Großanzeige, mit der unterschiedliche Personen der Stadtgesellschaft gemeinsam ein Zeichen gegen Antisemitismus setzten. Die in der Anzeige genannten Personen unterstützten das Projekt nicht nur mit ihrer Unterschrift, sondern auch mit einer Spende. Insgesamt wurde mit der Aktion eine Summe von 56.000 Euro gesammelt. Die Spende soll nun für Projekte und Maßnahmen gegen Antisemitismus und zur Förderung jüdischen Lebens in der Landeshauptstadt eingesetzt werden. Die konkreten Spendenziele sollen in Kürze in enger Abstimmung mit der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf und der Mahn- und Gedenkstätte festgelegt werden.
Unterstützung in der Bürgerschaft und Handlungskonzept für Schulen
Die Einsetzung eines Beauftragten und einer dazugehörigen Stabsstelle ist nicht die einzige Maßnahme, die die Landeshauptstadt derzeit initiiert. Der Runde Tisch "Antisemitismus an Düsseldorfer Schulen" hat eine Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer ausgearbeitet, die nach Beginn des neuen Schuljahres vorgestellt werden wird und die an allen Schulformen den Umgang mit antisemitischen Vorfällen erleichtern soll. Der neue Beauftragte arbeitet zudem an einem breiten Bürgerbündnis gegen Judenhass, dem sich viele relevante Institutionen und Verbände, die Kirchen und Gewerkschaften sowie die großen Vereine anschließen sollen. Auch dieses Konzept soll bis zum Herbst ausgearbeitet werden.
Zu Wolfgang Rolshoven
Wolfgang Rolshoven, geboren 1945 in Berlin und seit 1947 in Düsseldorf lebend, ist gelernter Bankdirektor und engagiert sich seit Jahrzehnten durch verschiedene Ehrenämter in der Düsseldorf Stadtgesellschaft. Von 2012 bis 2025 war er Baas der Düsseldorfer Jonges, baute den Verein deutlich aus und setzte sich für die Kultur und Heimatpflege ein. Seit Mai 2025 ist er Ehrenbaas der Düsseldorfer Jonges.
Hintergrund: Maßnahmen im Kampf gegen Antisemitismus
Die Landeshauptstadt Düsseldorf engagiert sich mit verschiedenen Projekten und Maßnahmen im Kampf gegen den Antisemitismus, unter anderem durch:
- Die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf: Seit 1987 trägt sie mit der Organisation und Durchführung von Gedenkveranstaltungen, Ausstellungen, Bildungsprojekten und vielem mehr maßgeblich zur Präventionsarbeit bei. Seit April 2024 auch im Beatrice-Strauss-Zentrum an der Marktstraße, wo Bildungsprogramme und Vorträge durchgeführt werden.
- Seit Mai 2018 besteht der Arbeitskreis "Antisemitismus an Düsseldorfer Schulen", an dem das Amt für Schule und Bildung, die Mahn- und Gedenkstätte, SABRA, die Jüdische Gemeinde, RIAS NRW, das Zentrum für Schulpsychologie, das Büro des Oberbürgermeisters, der Kriminalpräventive Rat sowie das Amt für Gleichstellung und Antidiskriminierung der Landeshauptstadt beteiligt sind und der nachhaltige Strategien im Kampf gegen den Antisemitismus entwickelt.
- Der Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf hat mehrfach Petitionen gegen Antisemitismus verabschiedet.
- Die Stadt unterstützt bzw. beteiligt sich an Kundgebungen, Mahnwachen und Spaziergänge(n) in Erinnerung an die Hamas-Geiseln und hat mit symbolischen Gesten auf den zunehmenden Antisemitismus und die Lage in Israel aufmerksam gemacht.
- Die Stadt unterstützt Förderprogramme, Präventionsmaßnahmen und Bildungsinitiativen außerhalb der Stadtverwaltung, die sich für Demokratie und Menschenrechte und gegen Antisemitismus einsetzen.
Ein Video zu diesem Thema wird im Laufe des Tages auf YouTube veröffentlicht unter: www.youtube.com/stadtduesseldorf